Filmkritik: Das melancholische Mädchen (Kinostart: 27.06.19)
Gesehen: 2D, deutsch, Kino
„Wild Tales – Jeder
dreht mal durch!“, „Lola rennt“, „#Zeitgeist“ und viele weitere großartige
Projekte haben scheinbar kaum etwas miteinander zu tun. Doch eine wesentliche Gemeinsamkeit
eint sie alle: Es sind alles Episodenfilme. Wie schon der Name sagt, zeichnet
sich diese Art von Filmen dadurch aus, dass sie aus einzelnen erzähltechnisch
unabhängigen Episoden bestehen. Diese können vom gleichen Regisseur sein, müssen
es aber nicht. Es sind quasi mehrere kleine Kurzfilme, häufig versehen mit
einer recht markanten und ausdrucksstarken Handlung. Üblich ist es, dass alle
Episoden unter einem zentralen Thema stehen. Einer der frühsten Filme dieser
Art ist „Intolerance“ von D.W. Griffith.
Die Schriftstellerin Susanne Heinrich erntete mit ihren Büchern recht
durchwachsene Kritiken. Zum Teil wurde sie in den Himmel gelobt, im Sinne eines
„kleinen Festes der Poesie“, wie es in der „taz“ zu lesen war, und auf der
anderen Seite wurden die Werke schamlos zerrissen und vernichtet.
Nun tritt Heinrichs erstmalig ins Rampenlicht als Regisseurin, hat ihr Werk
bereits auf einigen Festivals zeigen können und wurde beim Filmfestival Max-Ophüls
Preis 2019 auch ausgezeichnet.
In 15 Episoden aufgeteilt, erzählt der Film den Leidensweg eines
melancholischen Mädchens (wie überraschend, angesichts des Titels) und lehnt
sich gegen den Feminismus dieser Welt auf. Die typisierte Befriedigung des Mannes
soll auf den Kopf gestellt und der Blickwinkel auf die Schaulust der Frau
fokussiert werden.
In der ersten Episode sinnt eine junge, halbnackte und rauchende Frau über das
melancholische Mädchen her.
Es folgen die Episoden:
- Feminismus zu verkaufen
- Die Sehnsucht nach Religion an entzauberten Orten
- Die Dämmerung Utopias
- Die Gewalt der Liebesmärchen
- Objekte der Begierde
- Post-Erotisches Zeiten
- Tausende Simulationen
- Die Überreste der Psychologie
- Der Markt der Romantik
- Der neue Tourismus findet in Betten statt
- Es war einmal…
- Sanfter Übergriff beim Kaffee trinken
- Versprechen der Freiheit
- Eine Hymne auf die Gesellschaft
Jede Episode erzählt die jeweilige Message auf völlig unterschiedliche subtile Art und Weise. Einige davon wurden in englischer Sprache, die meisten jedoch in Deutsch visualisiert.
Schon von der ersten Episode an, merkt der Zuschauer die Unerfahrenheit der Regisseurin. Der Film kann auf sehr unterschiedliche Arten interpretiert werden. Viele Kunstkritiker werden die Produktion durchanalysieren und bemerken, wie fabelhaft, einmalig dieses Werk ist und welche Aussagekraft und gesellschaftliche Kritik in jeder einzelnen Szene zu finden ist.
Ich persönlich bin jedoch der Ansicht, dass die Regisseurin sich ausprobiert hat und deshalb nahezu alle Stilmittel, die die Filmbranche zu bieten hat, einmal auftauchen. Animationen, Dialoge, Monologe, Soundeffekte, Farbspiele, Kameraeinstellungen und Kostüminszenierungen. Es gibt nichts, was es nicht gibt.
Dabei wird versucht eine gesellschaftliche Kritik zu formulieren, indem Männer in eine „Frauenrolle“ gesteckt werden und Frauen in die entsprechende „Männerrolle“ und damit eine Gendergleichheit beziehungsweise umgekehrte Genderrolle erzeugt wird. Die Aussagen sind jedoch teilweise recht plump vorgetragen und nur bedingt verständlich. In gewissere Art und Weise ist diese Entwicklung der Fähigkeiten sogar spannend zu verfolgen.
Den Zuschauer erwartet somit ein künstlerischer Film, der kaum bis keine Handlung schlüssige Handlung zeigt, geprägt von sehr stockenden, übertriebenen Dialogen und Bewegungen sowie diversen Abnormalitäten des menschlichen Seins. Abgesehen vom nichtexistierenden roten Faden ist es schwer die schauspielerische Leistung und drehbuchspezifischen Eigenschaften zu bewerten. Die Sinnlosigkeit des Gesamtwerks, die einzig durch die Kommentierung der Regisseurin an Qualität gewinnt, sorgt bei allen „Normalfilmguckern“, die eine gewisse Handlung lieben, für maßlose Langeweile.
Somit ist diese Produktion wohl nur absoluten Kunstliebhabern zu empfehlen.
Humor: 1/10 | Action: 0/10 | Erotik: 0/10 |
Niveau: 1/10 | Gefühl: 0/10 | Musik: 0/10 |
Spannung: 0/10 | Gewalt: 0/10 | Idee: 2/10 |
Gesamtbewertung: 1/10
Viel Spaß im Kino!