Filmkritik: Inna de Yard – The Soul of Jamaica (Kinostart: 20.06.19)

0

Originaltitel: Inna de Yard
Gesehen: 2D, OmU, englisch, Kino

„Buena Vista Social Club“, „Searching For Sugar Man” und “Amy” sind nur einige wenige der unzähligen fabelhaften Künstlerdarstellungen über bekannte Musiker. Diese Dokumentationen haben die Welt bewegt und sowohl die Erinnerung an tolle Werke erhalten, als auch möglicherweise den Menschen hinter der ganzen Show in ein ganz neues Bild gerückt. Peter Webber wurde in seinen Jugendjahren in West-London an allen Ecken von den Vibes des Ska, Rocksteady und Reggaes geprägt und hat in den 70er Jahren die Musik leben und lieben gelernt. Deshalb war es ihm ein persönliches Bedürfnis diesen Kult und sein persönliches Lebensgefühl den Menschen zu vermitteln und mit „Inna de Yard“ eine Hommage an die Rhythmen des Jamaika-Kults auf die große Leinwand zu projizieren. Unter diesem Titel verbirgt sich eine Gruppe legendärer Musiker, die in dem außergewöhnlichen Album „The Soul of Jamaica“ zu den Wurzeln ihres Musikgenres zurückkehren wollen und die Songs da produzierten, wo alles begann: in der freien Natur Jamaikas. Inna de Yard ist somit wörtlich zu nehmen.

Im Garten eines etwas heruntergekommen Hauses, hoch über Kingston, der Hauptstadt Jamaikas, erklingen erst ein paar Trommeln, gefolgt von Gitarren, einem Piano und dem Bass. In allen Ecken des Hauses sind Schallplatten zu finden. Diese stapeln sich auf meterhohen Bergen und lassen gerade noch genug Platz, um durch diese hindurch zu schleichen. Die Künstler Ken Boothe, Winston McAnuff, Kiddus I, Cedric Myton, Var und Jah9 haben sich dort zusammengefunden, um gemeinsam ein legendäres Album mit den Rhythmen, für die das gesamte Land bekannt ist, zu produzieren. Immer begleitet von der Kamera wird er Weg zur Fertigstellung zusammengefasst und dabei niemals die Geschichte hinter der hiesigen Kultur vergessen.
Gefeiert von der Presse ziehen die Rastafaris los um ihr Album der Welt zu präsentieren.

Dokumentarisch, biografisch und musisch. Der Film vereint mehrere Arten der filmischen Darstellung in einem. Durch unzählige Interviews mit Zeitzeugen, wird die Geschichte Jamaikas und der hiesigen Musikkultur offengelegt und die ganz eigenen Eindrücke und Erfahrungen vermittelt. Währenddessen wird jedoch auch wie in einer Erzählung, Stück für Stück der Spirit den die Musik verkörpert, berichtet.
Immer wieder gespickt mit den entsprechenden Beats wird das Album über den ganzen Film hinweg vorgestellt und bietet eine angenehme Abwechslung zu den vielen Interviews. Auch diverse Spielerein mit den Bildaufnahmen tragen dazu bei. So wurden mit Hilfe von Drohnen fantastisch schöne Landschaftsaufnahmen geschossen, um dem Zuschauer das Gefühl zu vermitteln, welches sich aus der traumhaften Umgebung, in der die Künstler groß geworden sind, ergibt. Die Interpreten erzählen aus ihrer Sicht, wie sich die Klänge der Welt entwickelt haben und üben auch teilweise Kritik an der aufgebauschten und herzlosen Musik der heutigen Zeit, die das Volk nur noch konsumiert ohne überhaupt den Sinn dahinter zu erblicken. Die Ikonen des Reggeas vermitteln die Traurigkeit, die dahintersteckt, dass der Spaß am gemeinsamen Musik machen, einfach verloren gegangen ist und sind bestrebt diese Kultur der Unterhaltung wieder zu beleben. Die positiven Seiten des Lebens sollen in den Menschen wieder zum Vorschein kommen und Liebe, Glück und Harmonie sowie das Gefühl für Freiheit und Sorglosigkeit geteilt werden.
Der Film schafft es auf eine unterhaltsame, nie langweilig werdende Art und Weise diese Eindrücke zu vermitteln und trotzdem nicht in eine übertriebene Spielfilmadaption abzuwandern.
Wer ein wenig den Soul Jamaikas mag, sollte sich diese Produktion unbedingt zu Gemüte fühlen, alle anderen werden es schwer haben sich mit dem Inhalt und der Aufbereitung wohl zu fühlen.

Humor: 4/10Action: 0/10Erotik: 0/10
Niveau: 8/10Gefühl: 6/10Musik: 9/10
Spannung: 0/10Gewalt: 0/10Idee: 8/10

Gesamtbewertung: 8/10

Viel Spaß im Kino!

Leave A Reply

Your email address will not be published.

18 − sechs =