Filmkritik: Long Shot – Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich (Kinostart: 20.06.19)
Originaltitel: Long Shot
Gesehen: 2D, synchronisiert, deutsch, Kino
Seth Rogen ist wohl allgemein als überdrehter,
geschmackloser Cappyträger mit einem eher anspruchsloseren Humor bekannt.
Insbesondere in Filmen wie „The Green Hornet“, „Superbad“, „Das ist das Ende“, „Bad
Neighbors“ und „The Disaster Artist“ zeigt er die ganze Bandbreite seines eher
unter der Gürtellinie befindlichen Humors. Doch ist dies lange nicht sein
ganzes Spektrum an Filmproduktionen, denn Rogen kann auch wirklich
schauspielern. Immer wieder finden sich Filme, mit wirklich starken Auftritten
von ihm. Dabei fungiert er nicht immer nur als Schauspieler, sondern taucht
auch in die umfassende Arbeit der Regie und Filmproduktion ein und schreibt
immer häufiger auch seine eigenen Drehbücher. Auch ein paar wenige
Auszeichnungen finden sich bereits in seiner Vita wieder.
Sein weibliches Film Pendant hat da schon einiges mehr vorzuweisen. Charlize
Theron wird als eine der erfolgreichsten und am meisten gefeierten Schauspielerinnen
unserer Zeit bezeichnet und hat sich diesen Titel auch durchaus verdient. Schon
2003 erhielt sie für einen großartigen Auftritt in „Monsters“ einen Oscar,
Golden Globe, Screen Actors Guild Award und den independent Spirit Award. Durch
die gesamten letzten 20 Jahre ziehen sich immer wieder herausragende Auftritte,
die von den Kritikern gefeiert werden. Es gibt kaum ein Filmgenre in das sie
nicht hinein passt und so hat sie ein filmisches Spektrum vorzuweisen wie kaum
eine andere Schauspielerin von heute.
Zusammen mit A.J. Dix, Beth Kono, Evan Goldberg und James Weaver produzierten
die beiden Schauspieler diese Komödie unter der Regie von Jonathan Levine, der
für Filme wie „Warm Bodies“ und „50/50 – Freunde fürs (Über)Leben“ bekannt ist.
Als eher chaotischer, grenzenüberschreitender Journalist leistet Fred Flarsky (Seth
Rogen) hervorragende aufklärende und kritische Arbeit, die jedoch häufig auch selbst
in die Kritik gerät. Sein Redakteur vom „Brooklyn Advocate“ ist zwar für viele
Albernheiten zu haben, doch wird ihm Flarskys Arbeit irgendwann zu bunt und dessen
Auflehnung zwingt ihn dazu diese Personalie aus dem Spiel zu nehmen und den
Autor auf die Straße zu setzen. Mit einem außergewöhnlichen Talent für
überragende Texte gesegnet, muss Flarsky es nun schaffen sich über Wasser zu
halten und sein Leben auf die Reihe zu bekommen.
Währenddessen ist Charlotte Field (Charlize Theron) auf dem Weg ihre Karriere an
den beruflichen Höhepunkt zu führen und die mächtigste Frau der USA zu werden.
Als beliebte Außenministerin trifft sie immer den richtigen Ton und brilliert
mit ihrer Intelligenz und Versiertheit. Immer mit dem richtigen Rat auf den
Lippen und engagiert wie eh und je, tritt sie in die Kandidatur zur Präsidentin
der United States of America an.
Durch einen Zufall gelangt Flarsky in seinem typischen Schlabberlook auf eine recht
gehobene und piekfeine Party, auf der auch Mrs. Field Bekanntschaften pflegt.
Beide treffen aufeinander und müssen feststellen, dass sie sich bereits aus
ihrer Jugendzeit kennen, denn die junge Charlotte hat ihr Taschengeld durch die
Arbeit als Babysitterin von Fred aufgebessert. Schon damals war sie sehr
engagiert und hat immer zwei Schritte voraus gedacht, während der spätere
Journalist eher als tollpatschig zu beschreiben war. Nachdem sie einige
verschiedene Exemplare unterschiedlicher Redenschreiber gelesen und verglichen
hat, entscheidet sie sich kurzerhand Flarsky als ihren persönlichen Autor zu
engagieren, der für sie immer die richtigen Worte treffen soll. Doch da beide
unterschiedlicher kaum sein könnten, besteht zwischen beiden ein absolutes
Konfliktpotential, welches auch gänzlich ausgeschöpft werden soll.
Persönlich bin ich absolut kein großer Fan von Seth Rogen, da mir seine
Produktionen immer viel zu albern sind und einfach den gewissen angenehmen
Humorpunkt weiter überschreiten. Seine schauspielerische Art hat zwar etwas für
sich, denn es ist sehr auflockernd zu sehen mit welcher Leichtigkeit er seine
Rollen verkörpert, doch hat dies auch zur Folge, dass er sich und seine Figuren
selten so recht ernst nimmt und somit immer zweitklassige Unterhaltungsfilmchen
das Resultat daraus sind.
Auch in diesem Film erhält sein filmisches Ich zumindest anfangs seine
typischen Eigenschaften. Doch bewegen sich diesmal die Witze und Anspielungen
gerade noch am Rand des erträglichen und die Charakterentwicklung ist so gut,
dass es sogar Spaß macht diese zu verfolgen. Es wurde zwar immer wieder ein
wenig übertrieben, zum Beispiel auch was den Kleidungsstil des eigentlich sehr
engagierten Journalisten angeht, doch wurde es wirklich genial geschafft damit
eine große Kluft zwischen den beiden Hauptcharakteren zu erzeugen, die ja auch
genauso gewollt ist.
Charlize Theron ist dabei nicht einmal sonderlich erwähnenswert, da sie ihre
Rolle gewohnt souverän präsentierte. Von Anfang bis Ende spielt seine eine sehr
charmante und aussagekräftige Rolle, die ihrem Amt in der amerikanischen
Politik absolut gerecht wird und dennoch die Absonderlichkeiten zeigt, die
jeder noch so strahlenden Persönlichkeit innewohnt.
Auch die diversen Nebencharaktere brauchen sich nicht zu verstecken, denn sie
lockerten durch coole Sprüche immer wieder die Handlung auf und brachten ein
wenig Pepp in die gesamte Produktion.
Die Storyline ist nichts wirklich besonderes und man kann keine großen Twists
erwarten, die den Zuschauer in Erstaunen versetzen oder ein langfristiges
Überdenken der Aussagekraft des Films zulassen würden. Doch ist sie zu keinem
Zeitpunkt langweilig, da einfach immer überall etwas passiert und man bekommt,
was man erwartet: Gute Unterhaltung mit einem Hang zur Dramatik. Auch ein wenig
Action und Erotik, die jedoch schnell mit einem gezielten Lacher überdeckt
werden, finden hier Platz. Es gibt auch ein paar tiefergreifende Anspielungen
in Richtung Politik und Weltgeschehen, die jedoch eher recht dezent ihren Platz
finden. Zeitweise suggerierte das inhaltliche Geschehen sogar die Möglichkeit,
dass es sich um eine wahre Begebenheit beziehungsweise zwei tatsächlich
existierende Menschen handeln könnte, doch bewegen sich die Produzenten nur im
Bereich der fiktiven Gestalten, was ein absolut akzeptables Mittel ist.
Wichtig zu erwähnen ist wohl, dass dieser Film nur konsumiert werden sollte,
wenn man entweder kein Fan von Game of Thrones ist oder die siebte Staffel
bereits geguckt hat, denn leider wird eine wesentliche von einer der letzten
Folgen gezeigt, die auch als Spoiler zu betiteln ist, auch wenn es durchaus
legitim ist nach zwei Jähriger Veröffentlichung diese mit einzubinden.
Inwiefern der wesentliche Teil des Titels hier interpretiert wurde, kann zu
sehr unterschiedlichen Meinungen führen. Die Hoffnung ist jedoch groß, dass es
nicht auf eine sexuelle Anspielung abzielt, die zwar durchaus auch zum Inhalt
passen würde, jedoch auch weitaus tiefsinniger erklärt werden kann.
Wer also gute Unterhaltung mit einer soliden Story sucht kann hierfür durchaus
auch das Kino einmal aufsuchen und in reger Gesellschaft sich köstlich amüsieren.
Wichtig ist nur, dass man absolut keinen tiefsinnigen Humor erwarten sollte.
Humor: 7/10 | Action: 4/10 | Erotik: 4/10 |
Niveau: 6/10 | Gefühl: 5/10 | Musik: 5/10 |
Spannung: 1/10 | Gewalt: 1/10 | Idee: 7/10 |
Gesamtbewertung: 7/10
Viel Spaß im Kino!