Filmkritik: TKKG (Kinostart: 06.06.19)

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Gesehen: 2D, deutsch, Kino

TKKG – Tim, Klößchen, Karl und Gaby, die Urgesteine der Jugendkriminalromane, sind nun seit 40 Jahren im Dienst. Anlässlich dieses Jubiläums haben Warner Bros. Germany und Kundschafter Film nun eine neue Geschichte produziert, die die Anfänge des Traumteams erzählt. „Die Jagd nach den Millionendieben“, „Der blinde Hellseher“ und „Das leere Grab im Moor“ dienten dabei als Grundlage ihres Abenteuers. Als eine der erfolgreichsten Geschichtenreihe für heranwachsende Generationen, kommt diese Verfilmung natürlich vollkommen zurecht. Insgesamt wurden bereits über 14 Millionen Bücher und 33 Millionen Tonträger verkauft.

Besonders originell und aufregend fand ich den Ansatz ‚TKKG begins‘ zu erzählen. Für mich als Filmemacher birgt das die Chance, einen Neuanfang zu prägen und die im Original recht klischeehaften Figuren neu zu interpretieren.

Regisseur Robert Thalheim

Mit einem guten Mix aus alten Bekannten aus zahlreichen anderen TV-Shows und Filmen zusammen mit Neulingen, die noch nie zuvor einem Langspielfilm gedreht haben, hat sich Robert Thalheim eine recht aufmerksamkeitserregende Schauspielerzusammenstellung aufgebaut. Abgesehen von den vielen namenhaften Nebencharakteren, die mittlerweile in jeder zweiten deutschen Produktion zu finden sind, ist Ilyes Moutaoukkil der wohl bekannteste Nachwuchsschauspieler des Ensembles. Trotz seiner jungen 15 Jahre, hatte er bereits vor neun Jahren eine erste wichtige Rolle im Biopic-Spielfilm über den Rapper Bushido, in dem er den jungen Bushido spielte. Seitdem geht er die Erfolgsleiter mit großen Schritten nach oben. Mittlerweile hat er seine Qualitäten in weiteren Filmen wie „Quellen des Lebens“, „Willkommen bei Habib“ sowie in „Rakete Perelman“ zeigen können und auch TV-Produktionen sind kein fremdes Territorium mehr für ihn.

Tim (Ilyes Moutaoukkil) ist ein ganz normaler Jugendlicher: Das Interesse an der Schule ist eher zweitrangig, dafür stehen jedoch die Freunde und die Freizeit im Fokus alles Seins. Trotz seiner scheinbar asozialen Art überrascht er mit famosen Fähigkeiten. Diese beweist er gleich zu Beginn als er in einem halsbrecherischem Parkourlauf durch die gesamte Stadt, zwei Polizisten entkommt, die ihn auf Grund der Sachbeschädigung durch eine Sprayaktion einfangen und zur Rede stellen wollen. Geschickt entflieht er ihnen und flüchtet sich zu seiner Mutter, die ihm die tolle, für Tim jedoch eher weniger begeisternde, Nachricht überbringt, dass er den landesweiten Mathematikwettbewerb gewonnen hat und somit ein Stipendium für eine Internatsschule erhält. Spätestens als er feststellen muss, dass sein Zimmergenosse Willi (Lorenzo Germeno) ein ziemlich reicher und überheblicher Schnösel ist, möchte er in seine Heimat und zu seinen Freunden zurückkehren. Doch daraus wird nichts. Beide können sich anfangs kein bisschen leiden, da sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Durch Zufall beobachten sie in der kommenden Nacht den Absturz eines Flugzeugs, gar nicht weit weg von ihrer Unterkunft. Abenteuerlustig wie Tim halt ist, heckt er sofort einen Plan aus, wie er sich aus dem Internat herausstehlen kann, um dieses Phänomen genauer in Augenschein zu nehmen. Dabei heftet sich Willi sofort an seine Fersen. Als sie dem Absturzort näher kommen macht Willi eine schreckliche Entdeckung, denn dieses Flugzeug gehörte seinen Eltern und in ihm sollte Georg, der Assistent seines Vaters und bester Freund, sitzen. Doch als die Polizei eintrifft und den Ort untersucht finden sie keine Leichen. Nur wenig später werden die beiden beim spionieren von der vorlauten Gaby (Emma-Louise Schimpf) erwischt, deren Vater Kommissar bei der örtlichen Polizei ist und die ebenfalls auf die nahegelegene Schule geht. Noch während sie den beiden einen Einlauf verpasst, was sie denn am Tatort zu suchen hätten, kreuzt ein weiterer Schüler ihren Weg. Karl (Manuel Santos Gelke) ist mit einem mysteriösen Gerät auf der Suche nach messbaren Daten. Von nun an sind alle vier auf merkwürdige Weise mit einander verbunden, denn was sie alle gemeinsam haben: sie alle sind neugierig, was es mit diesem Flugzeugabsturz auf sich hat und wo nun die Besatzung hin ist. Ob sie jedoch den Fall lösen können, oder wird ihnen die Polizei zuvorkommen?

Ich glaube per E-Mail oder so etwas altmodisches.

Klößchen auf die Frage, wie Einladungen zu einem Event verschickt wurden

Es ist immer wieder schön Jugendkrimis zu schauen, denn im Gegensatz zu den typischen ZDF und ARD Produktionen für die Erwachsenen, müssen sich die Produzenten und Regisseure deutlich mehr darauf konzentrieren die Handlung mit Spaß, Humor, Unterhaltung, Ernsthaftigkeit sowie ausgeklügelter Fallentwicklung zu gestalten. Um das Zielpublikum auch wirklich zu erreichen muss dabei auch Wert auf die Aktualität gelegt werden insbesondere was Technik und Musik angeht. Dies scheint oftmals für viele Produktionshäuser noch große Schwierigkeiten zu bereiten.
Schon die ersten Szenen bringen den Zuschauer wunderbar auf Temperatur, denn mit dem wirklich stimmigen Sound „Wir brauchen Bass“ von „Das Bo“ wird richtig Tempo in den Parcourlauf des jungen Ilyes Moutaoukkil gebracht. Die Leichtigkeit der Szenerie macht richtig Spaß. Aber Humor kommt auch in den anderen Teilen des Films nicht zu kurz. Immer wieder sorgen kleine ironische Anmerkungen und Handlungen für eine Auflockerung.


Oftmals merkt man ob Schauspieler am Set Spaß haben oder sie eher einer Rolle nachgehen, die sie des Geldes wegen einfach nicht ablehnen konnten. Zwar gibt die Regie vor, wie sich ein Schauspieler am Set zu verhalten hat, doch wirken immer auch die eigenen Fähigkeiten mit auf die Szenerie ein. Sehr oft ist es so, dass an einem Set für Kinderfilme beziehungsweise Kinderkrimis die Stimmung sehr fröhlich ist. Auch hier bestätigt sich die Theorie, denn trotz gar nicht mal so unterschiedlichen Rollen, ist Tom Schilling im Vergleich zu seiner vorherigen Produktion „Die Goldfische“ noch deutlich lockerer aufgetreten und zeigte daher auch eine viel angenehmere Ausstrahlung. Von Antoine Monot Jr. ist man schon gar nichts anderes mehr gewöhnt und auch all die anderen Schauspieler haben mit viel Enthusiasmus ihre Figuren verkörpert und Stimmung in die Handlung gebracht. Das Ensemble harmoniert wirklich hervorragend.
Über die Art einiger Figureninszenierungen lässt sich durchaus streiten, insbesondere, wenn Tim in einen Kampf verwickelt wird, in dem doch eher utopische Stunts eingesetzt werden.
Auch hinter den Kulissen haben sich die Mitarbeiter viel Mühe gegeben. So war es wunderbar anzuschauen, wie Ilyes einmal komplett in eine Frau verwandelt wurde und tatsächlich kaum wiedererkennbar war.
Ebenfalls löblich ist der Einsatz von deutscher Musik. In der heutigen Zeit versuchen deutsche Produzenten auf den Erfolgszug der amerikanischen Großindustrie aufzuspringen und nutzen dafür jedes erdenkliche Mittel. Das es jedoch charismatischer wirkt eine deutsche Produktion mit deutschen Titeln zu versehen, von denen es zahlreiche und hervorragende gibt, lässt diese Erfolgssuchenden zumeist kalt.
Hervorragende Kameraführung, moderne Technik sowie die Vermittlung von äußerst wichtigen Werten wie Freundschaft, Zusammenhalt und Mut sind ebenfalls Teil der unterhaltsam gelungenen Neuauflage des Krimiklassikers.
Leider werden jegliche Handlung immer wieder kommentiert und nicht für sich stehen gelassen, was ein bisschen schade ist, da es sonst sehr wenig zu kritisieren gibt.
Zuletzt bleibt noch zu sagen, dass es wirklich toll war, wie zum Schluss noch einmal an die alten Zeiten der TKKG-Zeit erinnert wurde durch den klassischen TKKG-Song (wenn auch in einer modernen Interpretation).

Humor: 5/10Action: 2/10Erotik: 0/10
Niveau: 6/10Gefühl: 4/10Musik: 8/10
Spannung: 5/10Gewalt: 0/10Idee: 7/10

Gesamtbewertung: 7/10

Viel Spaß im Kino!

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