Filmkritik: Trautmann (Kinostart: 14.03.19)

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Gesehen: 2D, deutsch, synchronisiert, Kino

Allen Fußballfans, die diesen Beitrag lesen, ist wohl sofort klar, um wen es sich dreht. Bert Trautmann ist einer der bekanntesten Torhüter aller Zeiten, nicht zuletzt wegen seiner überragenden Leistungen, mit denen er den Kasten vor allem von Manchester City sauber hielt, sondern auch wegen seines tragischen Schicksals, welches unfassbarer kaum sein könnte.

Bert Trautmann (David Kross) ist ein deutscher Junge, der im zweiten Weltkrieg für Deutschland kämpft. Nachdem er dabei in britische Gefangenschaft gerät, muss er seine Zeit als Arbeitssklave für die Briten absitzen. Währenddessen spielen die Gefangenen gelegentlich, den in ihrer Heimat so beliebten Sport, Fußball. Trautmann tritt dabei immer als Torhüter an. Da Geld im Gefangenenlager keine Rolle spielt, sind die wichtigste Währung Zigaretten. Durch eine geschickte Wette überredet er seine Mitinsassen dazu für jeden nicht gehaltenen Elfmeter eine bestimmte Anzahl an Zigaretten zu bezahlen, ebenso aber auch für jeden gehaltenen diese zu kassieren. Einen nach dem Anderen kann Trautmann abwehren. Beobachtet werden die Häftlinge dabei von Margaret Friar (Freya Mavor), der Tochter des Fußballtrainers Jack Friar (John Henshaw). Auch sie versucht einmal ihr Glück, doch ebenso wie alle anderen Schüsse, hält Trautmann auch diesen. Jack erkennt sofort sein Talent. Da mittlerweile der Krieg beendet ist, befindet sich Trautmann nur noch in überbrückender Gefangenschaft, erhält aber den Vorschlag nicht wie jeder andere arbeiten zu müssen, sondern als Torhüter für den St Helens Town A Football Club zu spielen. Dieses Angebot nimmt er natürlich dankend an und beweist sofort überragende Leistungen und führt sein Team zu einem Sieg nach dem Anderen. Schnell werden große Clubs auf ihn aufmerksam und nur zwei Jahre später wechselt er zu Manchester City, wo er seine ganze restliche Karriere verbringen wird. Als Kriegsverbrecher vom Volk gehasst und verachtet, muss er sich von neuem beweisen und zeigen, dass er als Soldat nur seine Pflicht getan, niemals aber Interesse an kriegerischen Auseinandersetzungen hatte.

Ich freue mich ja immer sehr auf Fußballfilme, da ich zum einen selbst ein wenig die Liebe zum Sport in mir trage und zum anderen bisher immer von wirklich tollen Filmen begeistert wurde. Angefangen bei „Das Wunder von Bern“ bis hin zur Entwicklungsgeschichte des Fußballs in Deutschland in „Der ganz große Traum“. Beides sind deutsche Produktionen, die mich vollständig in ihren Bann gezogen haben.
Die Geschichte von Bernd bzw. Bert Trautmann war mir bisher nicht bekannt, umso spannender fand ich es zu verfolgen, welches Mysterium hinter diesem großen Namen steckt. Leider jedoch wusste der Film nicht so ganz wohin es gehen soll. Es wurde positiver Weise sowohl die Karriere als auch das private Leben des Torhüters beleuchtet. Dennoch war nicht recht auszumachen, ob es sich um eine Biografie handelt, eine Erzählung seiner Karriere und seines Schicksals und wie ihn die Öffentlichkeit wahrgenommen hat oder ob der Zuschauer ihn als Menschen kennen lernen sollte.
Abgesehen davon hat mir das Set sowohl auf den Kriegsschauplätzen als auch rund um seine Torwartkarriere wunderbar gefallen.
Üblicherweise versuche ich erst die positiven und später die negativen Dinge des Films zu untersuchen. Heute muss und möchte ich es einmal umdrehen. Der Grund dafür dürfte später deutlich werden.
Ein wesentlicher Kritikpunkt ist, dass, wie so häufig, eine Sprachvermischung stattfindet. Dies ist ein schwieriges Thema in der Branche, denn viele Produktionen spielen in mehr als nur einem Land und somit kommt immer die Frage auf, welche Figuren welche Sprachen sprechen. Um es für den Zuschauer zu vereinfachen, werden häufig die Sprachen vereinheitlicht, so dass man in verschiedenen Ländern und Schauplätzen einfach allen Figuren dieselben Sprache verleiht. Somit werden keine Übersetzungen, Untertitel oder sonstige Stilmittel benötigt, um dem Kinogast die Handlung zu vermitteln. Für mich ist dies ein wenig Betrug, denn die Sprachbarrieren existieren und ein Deutscher, der nach England reist, kann nicht zwangsläufig auch deren Sprache. Besser finde ich die Lösung, wie sie zum Beispiel Quentin Tarantino nutzt: In Inglorious Bastards wurde die entsprechende Landessprache genutzt und dann untertitelt. Gleichzeitig wurde offensichtlich zwischen den zentralen Sprachen immer wieder geswitcht. So wird mal Deutsch, mal Amerikanisch und mal Französisch als „Standardsprache“ festgelegt und somit nicht untertitelt.
David Kross ist nicht mein deutscher Lieblingsschauspieler. In alle seinen Filmen macht er eine solide Arbeit und ich recht ansehnlich, aber irgendwie verkörpert er meiner Ansicht nach immer einen trantütigen Charakter ohne Selbstbewusstsein. Auch dieses Mal hat sich der Eindruck nicht wesentlich geändert, was einen etwas faden Beigeschmack hinterlässt. Die Vaterrolle ist absolut nicht seinen Leistungen entsprechend. Er selbst wirkt einfach zu jung, als das er einen tollen Vater abgeben würde. Die Bubenhafte Erscheinung lässt ihn selbst recht hilfsbedürftig wirken. Die Mimik hat mir nicht nur bei Kross nicht gefallen. Generell waren die Gesichter alle etwas steif und starr sowie völlig emotionslos. Die Schnitte während vieler Unterhaltungen sind viel zu abrupt gewählt sowie verschiedene Unschärfen in den Bildern unpassend gewählt wurden.
Sowohl Freya Mavor als auch John Henshaw haben ihre Rollen fantastisch verkörpert und zwei sehr angenehme Sympathiepersonen gespielt.
Üblich für viele Filme ist es, dass die Figuren ihre Rolle von Anfang bis Ende in den gleichen Stilen tragen müssen. So bleibt ein Bösewicht immer ein Bösewicht und jede Tat von ihm ist auch böswillig orientiert. Es werden nicht die Hintergründe der Taten beleuchtet. Ein Gefängniswärter, der sich um Kriegsfeinde kümmern muss kann selbst einen Schicksals Schlag gehabt haben, der dazu führt, dass er in solchem Maß bösartig auftritt. Dies würde jedoch eine völlig andere Persönlichkeit der Figur hinterlassen, als es einzig und allein die Schau von unfairen und ungerechten Handlungen vermittelt.

Generell ist zu sagen, dass gut anderthalb Stunden kaum etwas passiert und recht langweilig die Biografie runtergerattert wird. Alles was oben steht und bis dahin geschehen ist hat mich absolut nicht überzeugt und sogar enttäuscht. Ab diesem Zeitpunkt jedoch haben die Produzenten eine Wendung um 180 Grad geschafft und einen sehr dramatischen und emotionalen Schluss kreiert, der mich ganz und gar verblüfft hat. Die Spannungskurve hat hier einen starken Anstieg genommen und eine interessante Zuspitzung der Handlung verursacht. Hätten es die Produzenten geschafft eben jene Spannung über den gesamten Film zu transportieren, wäre ihnen wohl eine Art Meisterwerk gelungen. Auch wenn biografische Aspekte nur bedingte Ausschmückungen zulassen, hätte man sich etwas einfallen lassen müssen, um den Zuschauer sofort zu fesseln. Notfalls hätte der Handlungsschwerpunkt etwas verschoben werden müssen um diese Spannung zu gewährleisten.

Humor: 2/10Action: 1/10Erotik: 1/10
Niveau: 5/10Gefühl: 6/10Musik: 4/10
Spannung: 4/10Gewalt: 1/10Idee: 6/10

Gesamtbewertung: 6/10

Viel Spaß im Kino!

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