Filmkritik: Border (Kinostart: 11.04.19)
Originaltitel: Gräns
Gesehen: 2D, OmU, schwedisch, Kino
Viele Filmgenres haben ihre jeweiligen Hauptherkunftsländer
(selbstverständlich immer mit Ausnahmen). So ist Amerika für viele Action und
Liebesdramen bekannt, Frankreich hat viele tolle Romanzen, Tragödien und
Komödien, Deutschland veröffentlicht einen Krimi nach dem Anderen und die
nordischen Länder haben ein gutes Händchen für Thriller. Immer wieder versuchen
sich die Produzenten dieser Länder natürlich auch in anderen Genres und
beweisen dabei mal mehr und mal weniger Talent.
Im schwedisch-dänischen Fantasy-Drama „Border“ dreht sich alles um die 40-jährige
Tina (Eva Melander), die in ihrem Job im wahrsten Sinne immer wieder ein gutes
Näschen beweist. Als Kontrolleurin des schwedischen Zolls riecht sie es, sobald
ein Mensch an ihr vorbei geht, der irgendeine Straftat begangen hat oder dies
gerade versucht. Angst ist für sie wahrnehmbar wie für uns der süße Duft einer sonnengereiften
Erdbeere. Dieses Talent bringt allerdings auch Nachteile, denn mit einem
deformierten Gesicht ausgestattet, wird sie eher als „hässliche Kreatur“
wahrgenommen. Ihre Qualitäten zur Verbrechensbekämpfung bleiben nicht
unbemerkt. Durch den Fund eines USB-Sticks mit Kinderpornografie wird die
Polizei auf Tina aufmerksam und rekrutiert sie für weitere Ermittlungen.
Mehrfach begegnete ihr während der Zollkontrollen eine merkwürdige Gestalt, die
für sie unter den vielen anderen Menschen herausstach. Da der Mann ebenfalls keine
schöne Person, sofern diese so bezeichnet werden kann, darstellt, zeigt Tina
auch in privater Hinsicht Interesse an ihm. Während der Arbeit bei der Polizei
vertieft sie ihre Beziehung zu ihm und Stück für Stück wird klar: Die Beiden
sind keine normalen Menschen. Es stellt sich heraus, dass Tina zur Gattung der
Trolle gehört…
Grenzenlose Kreativität und schamlose Offenheit sind wohl das Kredo des
Regisseurs Ali Abbasi und seiner Crew. Skurrile Nackt- und Sexszenen, die der
künstlerischen Freiheit wohl einen ganz neuen Charakter verleihen, werden
hinreichen oft gezeigt.
Die kaum widererkennbare Frau Melander bewies großen Mut sich einer solchen
Rolle zu stellen, tat dies jedoch begeisternd gut. Die Maskenbildner haben sie
kaum wiedererkennbar herausgeputzt und in ein völlig anderes Lebewesen verwandelt.
Was mir absolut fehlt ist ein wenig Pfiff in der Geschichte. Ziemlich trantütig
plätschert die Story dahin. Es gab recht wenig Spannungsmomente, weshalb der
Film eher dröge wirkt. Einzig die musikalische Untermalung bietet dem
Schauspiel ein wenig Kontra und erzeugt eine düstere, dramatische Stimmung.
Ich verstehe die Grundidee, die hinter diesem Werk steht, vollkommen und finde
es auch begeisternd und respektabel, dass sich Ali Abbasi mit solch einer
schwierigen Geschichte auseinander gesetzt hat. Es ist interessant eine Trollstory
mit dem realen Leben zu verknüpfen. Irgendwann jedoch ist das Thema etwas zu
weit abgedriftet. Hässlichkeit, Ekel und emotionale Distanz fanden als
Stilmittel Anklang.
Ich persönlich würde den Film eher nicht weiterempfehlen, da ich die gesamte
Zeit eher verwundert in meinem Sessel saß und einfach nicht wusste, was ich
davon halten sollte. Ich kann jedoch gut verstehen, dass manche diesen Film
sehr mögen werden, da er einfach anders ist als andere und das Genre
Fantasy-Drama besser trifft als jede andere Produktion.
Humor: 0/10 | Action: 0/10 | Erotik: 4/10 |
Niveau: 4/10 | Gefühl: 3/10 | Musik: 2/10 |
Spannung: 5/10 | Gewalt: 1/10 | Idee: 6/10 |
Gesamtbewertung: 4/10
Viel Spaß im Kino!