Filmkritik: Dumbo (Kinostart: 28.03.19)

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Gesehen: 2D, synchronisiert, deutsch, Kino

Tim Burton hat mit seinen Werken weltweite Berühmtheit erlangt, nicht zu Letzt, weil diese häufig eine eher schräge, aber dennoch vielschichtige Handlung aufweisen. Detaillierte Bühnenbilder sind ebenso ein Markenzeichen, wie auch Figuren die der Comicwelt entnommen oder im Horrorgenre angesiedelt sind (so zum Beispiel in Sweeney Todd, Batmans Rückkehr oder Dark Shadows). Seine Filme erfreuen sich auch wegen der enormen Farbspielerein und überdurchschnittlich grellbunten Elementen sowie auch düsteren Szenarien einem hohen Grad der Beliebtheit. Auch deswegen haben die Disney-Studios ihr Vertrauen in Burton gelegt für die Realverfilmung der Geschichte „Dumbo, the Flying Elephant“ (von 1939) sowie dem dazugehörigen Animationsklassikers von 1941.

Mit viel Getöse und gehüllt in eine undurchbrechbare Wand aus Rauch fährt ein Zug in einen abgelegenen Bahnhof ein. Kaum angekommen zeigt sich ein wildes Getümmel, in dem die Menschen wie aus einem Ameisenhaufen aus den Waggons auftauchen und beginnen diese zu entladen. Der Zug gehört Max Medici (Danny DeVito), einem sehr kleinen, pummeligen und sehr vornehmen und feinen Mann, um den eine leichte Aura von Macht pulsiert. Die Angestellten Medicis beginnen eifrig den Zirkus zu voller Pracht aufzurichten. Zeitgleich fährt auf einem anderen Gleis ein weiterer Zug voller Kriegsveteranen ein. Milly (Nico Parker) und Joe (Finley Hobbins) Farrier warten voller Ungeduld am Bahnsteig, in der Hoffnung, dass ihr Vater Holt (Colin Farrell) mitgereist ist. Nachdem sich der Einfahrtsdunst verzogen hat taucht Holt auf und schließt seine liebreizenden Kinder in den einen übrig gebliebenen Arm. Die Farriers sind seit jeher eine Zirkusfamilie, die ein hohes Ansehen bei Medici genießen. Zurück in seinem alten Leben, will Holt wieder auf der Zirkusbühne auftreten. Da er durch seine körperliche Beeinträchtigung nicht mehr in der Lage ist seine Kunststücke mit dem Pferd zu präsentieren, benötigt er einen neuen Job. Medici stellt ihn somit kurzer Hand als Elefantenpfleger an, denn die Elefanten-Kuh „Jumbo“ ist trächtig und benötigt besondere Pflege. Nur wenig später wird ihr Junges „Dumbo“ zum Spott der Nation durch unnatürlich große Ohren. Schnell beweist das kleine Kerlchen jedoch, dass er etwas ganz Besonderes ist, woraufhin der große Erfolg ruft. Jeder Erfolg birgt auch seine Tücken. Wird Dumbo vielleicht doch ein großer Ruhm im Zirkus blühen?

Gewünscht habe ich mir einen knall bunten, rührseligen Disneyfilm mit viel Musik und einem vor Niedlichkeit kaum übertreffbaren Dumbo, ganz im Stile vieler Tim Burton-Produktionen.
Erhalten habe ich einen amerikanischen Blockbuster mit viel Handlung, wenig Herz, minimaler schauspielerischer Leichtigkeit und belanglosen Ideen, die den weiteren Fortlauf der Geschichte betreffen.
Viele Elemente wirkten als wären sie einfach bei „Wasser für die Elefanten“ von Francis Lawrence (tatsächlich ein sehr emotionaler und kolossaler Film) geklaut. Die gesamte Situation („wir kaufen einen Elefanten, der unsere neue Hauptattraktion wird, aber dieser ruiniert alles und wir benötigen einen Pfleger für ihn“) gab es bereits in etwa genau dieser Form im erwähnten Pendant, nur viel erfrischender.
Von der ersten Sekunde an ist Tim Burtons Handschrift klar zu entziffern. Düstere Elemente gepaart mit zum Teil recht auffällig animierten Figuren und Gegenständen erzeugen nicht das harmonisch süße Klima, dass ich mir erhofft habe. Alle Figuren agierten strikt nach Drehbuch, was vor allem dadurch auffiel, dass Dialoge eher gekünstelt waren, die Mimik ohne jegliche Emotionen und es teilweise so statisch wirkte, wie in einem schlecht gespielten Theaterstück. Daraus folgend fehlte mir völlig die Zirkusmagie und der Zauber, der diesen Ort innewohnen sollte.
Trotz alledem gab es natürlich auch Elemente, die mich ein wenig erheitern konnten. So wurden gelegentlich einige bildlichen Metaphern eingefügt, die dafür sorgten, nicht jeden Handlungsstrang zu Ende erzählen zu müssen, aber trotzdem den Gedanken zu finalisieren.
Ich persönlich habe eine innige Verbindung zum Colosseum in Berlin. Daher ist mir natürlich auch nicht entgangen, dass sich das große Finale des Films ebenfalls im „Colosseum“ abspielt, auch wenn es sich im Film um ein Zirkuszelt handelt.
Ein Wort muss ich noch zu den Schauspielern verlieren. Im Gespräch für die Hauptrolle war neben Colin Farrell auch Will Smith, der wegen der Rolle in Aladdin dann doch absagte. Ich wage zu behaupten, dass dies sowohl für den Schauspieler als auh für den Film die bessere Wahl war, denn auch wenn ich Farrells Leistung nicht weiter nennenswert fand, hat er doch ein wenig den Film getragen. Auch Danny DeVito hat mir im Grunde sehr gut gefallen, jedoch ist er kein geborener Entertainer und geht somit beim Auftritt in der Zirkusmanege ziemlich unter. Abgesehen davon verkörperte er einen sehr durchsetzungsfähigen, robusten Direktor, der eine glaubwürdige Rolle ablieferte. Alle anderen Schauspieler verdienen leider keine weitere Erwähnung, da von ihnen einfach nichts Besonderes zu sehen war. Selbst Michael Keaton hat mich regelrecht enttäuscht, da mittlerweile jedem klar sein sollte, dass er ein überragendes schauspielerisches Talent besitzt, wie er bereits in Filmen wie „Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)“ oder „The Founder“ bewiesen hat, und dies trotzdem nicht mal ansatzweise ausgeschöpft hat.
Durch gezielte Effekthascherei wird versucht die Begeisterung für den Film zu entfachen, doch leider wirkt eine vorhersehbare und einfallslose Story dem gänzlich entgegen.
Lobenswert ist zu guter Letzt noch die Brücke zu aktuellen gesellschaftlichen Themen, in denen unter anderem der Missbrauch von Tieren in Zirkussen bei gleichzeitiger nicht artgerechten Haltung kritisiert wird.

Humor: 1/10Action: 1/10Erotik: 0/10
Niveau: 2/10Gefühl: 2/10Musik: 1/10
Spannung: 0/10Gewalt: 1/10Idee: 4/10

Gesamtbewertung: 3/10

Viel Spaß im Kino!

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