Filmkritik: KURSK (Kinostart: 11.07.19)

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Gesehen: 2D, synchronisiert, deutsch, Kino

Wahre Geschichten liegen noch immer im Auge des Betrachters. Oftmals scheinen Ereignisse noch so faktenträchtig zu sein und doch fließt mit jeder Wieder- und Weitergabe immer ein Stückchen Subjektivität mit ein.
Commodore David Russell half Robert Moore beim Schreiben des Tatsachen-Romans „A Time to Die: The Untold Story of the Kursk Tragedy“. Russell war bei der Rettungsaktion der Besatzung des U-Boots „K-141 Kursk“ mit vor Ort und nicht nur dass, als Angehöriger der British Royal Navy leitete er diese Mission sogar. Somit ist das Buch zwar sicherlich sorgfältig recherchiert, bildet jedoch einen Durchschlag der Erlebnisse aus englischer Perspektive. Später half Russell dem Oscar-Nominierten Drehbuchautor Robert Rodat bei der Entwicklung des auf dem bereits erwähnten Buchs basierenden Spielfilms.
Allgemein wartet diese Produktion mit einem hochkarätigen und vielfach ausgezeichneten Ensemble vor und hinter der Kamera auf. Regisseur Thomas Vinterberg ist unter anderem durch „Das Fest“ zu internationaler Bekanntheit gereift. Kameramann Anthony Dod Mantle („Slumdog Millionär“) und Komponist Alexandre Desplat („Shape of Water: Das Flüstern des Wassers“, „The Grand Budapest Hotel“) wurden ebenso Oscar ausgezeichnet wie der Schauspieler Collin Firth („The King’s Speech). Abgesehen davon sind noch internationale Größen wie Léa Seydoux („Blau ist eine warme Farbe“), Peter Simonischek („Toni Erdmann“), August Diehl („Der junge Karl Marx“), Matthias Schweighöfer („100 Dinge“) sowie Matthias Schoenaerts („Der Geschmack von Rost und Knochen“), der maßgeblich an der Regiebesetzung beteiligt war, vertreten.

Nur wenige Monate nach der Jahrtausendwende ereignet sich in der Barentssee eine große Tragödie. Das russische U-Boot K-141 Kursk wird durch die Explosion eines eigenen Torpedos zu großen Teilen zerstört und läuft auf Grund. Die Schäden sind so gravierend, dass mehrere Stunden die Annahme besteht, dass die gesamte 118 Mann starke Besatzung ums Leben gekommen ist. Doch überraschenderweise ist dem nicht so. Durch etwas Glück und Geschick haben es einige der Marine-Soldaten geschafft sich in einen halbwegs sicheren Raum zurückzuziehen. Gemeinsam müssen sie nun gebangt auf Hilfe von außen hoffen. Doch die russische Marine hat nur alte und kaum funktionstüchtige Rettungsgeräte. Verzweifelt versuchen sie den Verbliebenen 23 Mann zu helfen, doch alle Versuche scheinen zu scheitern. Auch ein politischer Kampf bleibt da nicht aus. Werden sie es schaffen die restliche Besatzung leben zu bergen?

Im Wesentlichen spaltet der Film sich in zwei Handlungsstränge. Zum einen die Berichterstattung im U-Boot selbst, in der erzählt wird, wie es den verunglückten Männern ergeht und wie sich ihr Leidensweg gestaltet, und als zweiten Part die politischen und militärischen sowie auch teilweise familiären Debatten und Dramen, die sich vor allem auf dem Land ereignen.
Zu Beginn wird eine sehr harmonische, familiäre Stimmung erzeugt, die die Sympathie von Anfang an auf die U-Boot Besatzung zieht. Insbesondere die gute Laune wird wunderbar an den Zuschauer übertragen.
Diese „Vorgeschichte“ wird in einem schmalen, fasst schon 4:3 artigen Bildformat gezeigt. Ab dem Moment, als die Kursk abgelegt hat und die Handlung sich aufs Meer verlagert, passt sich das Bildformat dem typischen 16:9 ähnlichen Format an. Das kleinere Bild wird erst zum Ende hin wieder aufgegriffen.
Symbolisch wird weiterhin eine Crew-Uhr verwendet, die sich durch den gesamten Film zieht und ein wenig die Emotionen rund um die Protagonisten steuert.
Eingehend wurde die kolossale Besetzung erwähnt. Nun muss jedoch gesagt werden, dass diese nur teilweise so viel Charme einbringen kann, wie es erwartet wird. Einige der Schauspieler haben nur wenige oder sehr kurze Auftritte, die recht nichtssagend aufgebaut sind. Dafür sticht jedoch vor allem Matthias Schoenaerts mit einer überragenden Leistung heraus und lässt den Zuschauer seine Figurenentwicklung vollständig mit durchleben. Er verkörpert absolut perfekt seinen Charakter, der diesen Film auch hauptsächlich trägt.
Ansonsten hält diese Produktion zwar die Spannung hoch, insbesondere wenn das reale Ereignis nicht bekannt ist, wirkt aber teilweise eher wie ein politischer Kleinkrieg. Die russische Regierung wird von der Handlung ziemlich verteufelt, während die Briten eher im Glanze der Lobeshymnen stehen. Da diese Produktion unter britischem Einfluss stand, ist die Berichterstattung eher einseitig und als beeinflusst anzusehen. Interessant wäre daher nun eine russische Gegendarstellung.
Abgesehen davon wirkte der politische Krieg aller Parteien etwas zu harmlos und wurde insbesondere zum Ende hin etwas zu stark vernachlässigt. Dennoch handelt es sich absolut um eine Geschichte, die einmal erzählt werden musste und auch den Weg auf die Kinoleinwand verdient hat.

Es ist zwar kein epischer Film geworden, der in die Filmgeschichte eingehen wird, doch vor allem die Schauspieler machen ihn zu einem recht ansehnlichen geschichtlichen Ereignis und es lohnt sich auch diese Produktion im Kino zu schauen!

Humor: 1/10Action: 4/10Erotik: 0/10
Niveau: 4/10Gefühl: 4/10Musik: 2/10
Spannung: 5/10Gewalt: 1/10Idee: 7/10

Gesamtbewertung; 6/10

Viel Spaß im Kino!

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