Filmkritik: Der Glanz der Unsichtbaren (Kinostart: 10.10.19)
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Originaltitel: Les Invisibles
Gesehen: 2D, OmU, französisch, Kino
Seit Jahren steigen die Zahlen der obdachlosen Frauen in vielen Ländern Europas immer stärker. Allein in Deutschland haben sich diese innerhalb von vier Jahren von 2013 bis 2016 um 29.000 Frauen erhöht (Quelle: ©Statista 2019).
Basierend auf annähernd realen Schicksalen wird DER GLANZ DER UNSICHTBAREN genau von dieser Gesellschaftsminderheit in Frankreich erzählt und aufgezeigt, wie ihr Lebensalltag aussieht, wie sich Schutzorganisationen um diese kümmern und wie schwer es für die Frauen, als auch die Betreuerinnen der Hilfsunterkünfte ist, mit diesen Umständen umzugehen.
Obdachlosigkeit als internationales Problem
Die Ursachen für Obdachlosigkeit sind dabei sehr breit gefächert und zumeist sehr persönlich. Da es für Regisseur Louis-Julien Petit keine Schauspieler gibt, die die Lebenssituation solcher Damen realistisch genug nachspielen konnten, hat er sich einfach tatsächlich betroffene Personen von den Straßen Paris‘ genommen und sie sich selbst verkörpern lassen. Im gesamten Film gibt es gerade einmal zwei ausgebildete professionelle Schauspielerinnen.
Die bewegende Geschichte aller Beteiligten entwickelte sich in Frankreich zum absoluten Kassenerfolg und lockte bisher bereits über 1,5 Millionen Zuschauer in die Kinos.
Ziellos und unüberlegt wirkt DER GLANZ DER UNSICHTBAREN in den ersten Minuten, fängt sich jedoch dann recht schnell und wird deutlich klarer. Eingehend ist es schwer jemanden zu verstehen, da viel durcheinander gebrabbelt wird und alle Handlungen hektisch vonstattengehen. Daraus folgt auch, dass es eine ganze Weile dauert, bis klar wird, wer eigentlich die Protagonisten sind.
Nachdem sich dies alles jedoch langsam gefunden hat, eröffnet sich ein wunderschönes französisches und dokumentarisches Sozialdrama.
Die Handlung ist zwar simpel und einfach gestrickt, da lediglich das Unverständnis der wohlhabenden Gesellschaft gegenüber Obdachlosen und umgekehrt im Fokus steht, sowie die Entwicklung der Motivation zu einem besseren Leben, bietet jedoch einige wirklich ansehnliche Momente.
Ein ganz natürliches Meisterwerk
Dabei werden auch die Hintergründe aus der Zeit vor der Obdachlosigkeit gezeigt, der heutiger Stand der Frauen und die Aussicht für eine mögliche Zukunft.
Zwar ist das Werk als Spielfilm angelegt, arbeitet die Schicksale jedoch dokumentarisch / biographisch auf. Dabei werden vor allem die Figuren hervorragend weiterentwickelt. Stück für Stück entsteht so aus einem trägen und wirren Etwas von Film eine herzerwärmende und -zerreißende Produktion, die es schafft das Leben dieser Menschen in ein neues Licht zu rücken und sowohl Mitleid, als auch Freude für diese zu erzeugen.
Das Werk schafft es zu berühren und erfreuen, gleichermaßen. In vielen Medien als Komödie betitelt, entspricht dies doch eher einer unverschämten Beleidigung, angesichts der Schicksale, die hinter den Protagonisten stehen. Hierbei handelt es sich bei weitem nicht um ein Meisterwerk, doch wird eine bestechende Natürlichkeit und Ehrlichkeit geboten, die stets die Begeisterung hochhält. Auch wenn nicht alles perfekt ist, ist dennoch eine absolute Empfehlung zwingend fällig.