Filmkritik: Gut gegen Nordwind (Kinostart: 12.09.2019)

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Gesehen: 2D, deutsch, Kino
Diese Kritik entstand ohne Kenntnis des zugehörigen Romans.

Daniel Glattauer ist der Autor des gleichnamigen Briefromans, der 2006 im Deuticke Verlag erschien. Dank seines großen Erfolgs wurde das Buch mittlerweile in 28 Sprachen übersetzt, erhielt mehrere Bühneninszenierungen und wurde für den Deutschen Buchpreis nominiert sowie mit dem österreichischen Literaturpreis Buchliebling in der Kategorie Literatur, Romane und Belletristik ausgezeichnet.
Wer eignet sich für solch einen Film besser als Nora Tschirner, die bereits unzählige Male für deutsche Romanzen in die Hauptrolle sprang, unter anderem „Alles ist Liebe“, „SMS für Dich“ und „Keinohrhasen“. Die Pankower Schauspielerin spielt an der Seite von Ulrich Thomsen und dem zurzeit hochgelobten Alexander Fehling, der stetig in großartigen Rollen zusehen ist. Mit dem Film „Im Labyrinth des Schweigens“ ging er sogar ins Oscarrennen für den Besten fremdsprachigen Film, leider jedoch ohne Erfolg. Zuletzt überzeugte er mit seiner starken Rolle in „Der Hauptmann“ und auch wenn „Das Ende der Wahrheit“ aus dem aktuellen Jahr in sich eine Enttäuschung war (wir berichteten), war auch hier seine Leistung wieder einmal absolut begeisternd.

Ich küsse so, wie ich schreibe!

In „Gut gegen Nordwind“ gibt es nicht ganz so viel Schauspielleistung zu zeigen, da es sich, wie eingehend erwähnt, um die Verfilmung eines Briefromans (bzw. E-Mail-Verlaufs) handelt und somit der wesentliche Bestandteil des Werks die Vermittlung der Inhalte dieser Mails beansprucht. Dabei macht ein falsch gesetzter Buchstabe manchmal extrem viel aus. Leo Leike (Alexander Fehling) macht grade eine recht schwere Zeit durch, denn seine Freundin trennt sich wegen eines Anderen von ihm. In dem Moment erkennt er, wie so häufig in den kurzen Trennungsphasen, wie groß seine Liebe zu ihr ist und versucht sogar auf verzweifelte Art und Weise sie noch zu heiraten. Doch es hilft alles nichts. Eingeschlossen in seiner Wohnung und der herzzerreißenden Verzweiflung nahe, erhält er wiedermal eine Kündigungs-Email für ein Magazin, die offenbar nicht an ihn gerichtet sein sollte. Immer wieder wird in der Mailadresse ein harmloses „E“ eingefügt, womit die Konsumenten nicht mehr bei dem eigentlichen Adressaten landen sondern bei Leo, der mittlerweile recht genervt davon ist und der Verfasserin Emma Rothner (Nora Tschirner) mit recht harschen Worten antwortet. Im Austausch etwaiger nicht so feinen Nettigkeiten, entsteht auf eine Art Verbindung beider Personen und sie schreiben sich weiter. Jeden Tag etwas mehr, werden die Mails stets umfassender und vertrauter und die Neugier auf die Person hinter der Mail-Adresse steigt stetig auf beiden Seiten. Doch haben beide ihre eigenen Leben, was sie beide auf recht bittere Art und Weise lernen müssen. Werden sich die Beiden jemals zu Gesicht bekommen?

Begeistert von dem Cast, jedoch nicht gerade überzeugt vom Trailer, war es schwer einzuschätzen, welchen Qualitätsstandard dieses Werk wohl bieten könnte.
Der Anfang bewies auch deutlich, dass die Handlung zwar potenzial hat, der Eindruck aus dem Trailer jedoch bestätigt werden kann. Recht langsam und ruhig wird zur eigentlichen Story hingeleitet und es dauert lange, bis der eigentliche Konflikt gefunden wird. Immer wieder gibt es kleinere Fehler, wie die Handlung aufgezogen wurde, wobei für mich persönlich dabei nicht bewertbar ist, wie stark der Film an das Buch tatsächlich angelehnt ist.
Recht unspektakulär kommt der Film daher und es ist nicht das erste Werk, welches diesen Storyverlauf aufgreift.
Dem Zuschauer werden viele völlig überflüssige Informationen aufgetischt, die er nie wieder benötigt und die auch nicht für den Charme des Films notwendig sind. Da hätte gern etwas gespart werden können, womit auch die gesamte Länge der Produktion etwas kürzer hätte sein können. Dies hätte ihr auf jeden Fall gut getan, da einfach gut eine halbe Stunde zu viel Inhalt aufgetischt wurde.
Abgesehen davon ist die Idee ganz schön und wurde vor allem von den beiden Protagonisten auch wunderbar umgesetzt. In bester Schauspielmanier wie eh und je haben Tschirner und Fehling herausragend harmoniert, was für eine Romanze quasi essenziel ist. Auch die diversen Nebendarsteller haben absolut überzeugt und ihre Rolle gut gespielt.
Leider jedoch, und das kann man nicht den Schauspielern, sondern eher dem Drehbuch anrechnen, kommen die Sinnlichkeit, die Romantik und die vielen eigentlich erhofften Emotionen nicht so recht rüber. Schuld daran ist nach meiner Vermutung die Länge des Films, denn viele romantische Augenblicke wurden einfach viel zu stark in die Länge gezogen und zum Teil dann harsch unterbrochen, woran schnell die Stimmung leidet.
Auch abgesehen von den Schauspielern sind die diversen Figuren sehr liebevoll gezeichnet und haben sehr angenehme Charakterzüge erhalten, die zum Teil sogar recht unerwartet erscheinen, da immer wieder die Frage aufkommt: Hätte ich auch so gehandelt und gedacht? Doch dabei ist auch zu erwähnen, dass diese Charakterzüge durchaus auch Respekt verdienen, da nur wenige Figuren auf diese Art und Weise mit Konfliktsituationen umgehen.
Die vielen E-Mails werden stets von den Off-Stimmen der Protagonisten vorgelesen und teilweise auch auf den mobilen Endgeräten gezeigt oder sogar im normalen Handlungsverlauf auf das Bild drauf geblendet. Die dort entstandenen „Dialoge“ sind an sich gut geschrieben, wenn auch etwas einfallslos für einen Linguisten (der Beruf von Herrn Fehling im Stück).
Ein paar nette Bilder finden auch ihren Platz und ein wenig nackte Haut ist auch hin und wieder zu sehen ohne das dies jedoch einen wesentlichen Anteil im Film einnimmt.
Die Musik nimmt da schon einen deutlich wichtigeren Stand ein. Sie ist sorgfältig ausgewählt wurden und hält stets die Stimmung. Ohne diese Soundunterlegung wäre das ganze Werk wohl nur halb so stark gewesen.
Nun noch ein kurzes Wort zum Schluss, ohne zu spoilern. Der Schluss ist wie schon zuletzt bei „Die Traumfabrik“ einfach eine Minute zu lang geraten. Genau eine Szene vorher hätte der finale Cut gesetzt werden müssen für ein hervorragendes interpretationsreiches Ende, welches alle Möglichkeiten bietet. Nun wurde sich jedoch wieder einmal dazu entschieden dem Zuschauer das denken abzunehmen und bis in die letzte Faser alles zu erläutern. Sehr schade, denn das hätte den Film noch einmal gut aufwerten können.
Sehr schade, dass der Film zwischenzeitlich etwas langatmig scheint und versucht hat zu viel mit Bildern zu zeigen und nicht einfach auf starke „Dialoge“ vertraut hat.

Humor: 2/10Action: 0/10Erotik: 2/10
Niveau: 6/10Gefühl: 5/10Musik: 8/10
Spannung: 0/10Gewalt: 0/10Idee: 7/10

Gesamtbewertung: 6/10

Viel Spaß im Kino!

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