Filmkritik: Midsommar (Kinostart: 26.09.19)

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Filmkritik: Midsommar (Kinostart: 26.09.19): 1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars 4,00 von 5 Punkten, basieren auf 2 abgegebenen Stimmen.

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Gesehen: 2D, OmU, englisch, schwedisch, Kino

Das Mittsommerfest (so die original deutsche Schreibweise) umfasst die Feierlichkeiten während der Sommersonnenwende und wird vor allem in den skandinavischen Ländern begangen. Nach Weihnachten stellt dies das zweitgrößte Fest in Schweden dar. Häufig sind viele Feierlichkeiten durch geschichtlich geprägte Kirchenereignisse entstanden, dieses Event jedoch soll vor allem die Zeit bejubeln, in der die Sonne fast nicht untergeht und findet daher, wie es der Name schon sagt, stets im Sommer statt. Die Leute kommen, vor allem in ländlicheren Regionen, zusammen und dann wird viel getanzt und gegessen und man genießt die Zeremonien und Bräuche der letzten Jahrhunderte.
Regisseur und Drehbuchautor Ari Aster hat sich dieses Fest als Vorbild für seinen neusten Horrorclou genommen. Zuvor feierte er große Erfolge mit HEREDITARY – DAS VERMÄCHTNIS, der teilweise von Kritikern als einer der Besten Horrorfilme aller Zeiten bezeichnet wurde. Dabei sprangen unzählige Festival Nominierungen und Auszeichnungen heraus, sowie knappe 80 Millionen US-Dollar Umsatz, was im Horror-Sektor eine herausragende Leistung darstellt.

In Ari Asters Interpretation der Mittsommerfeierlichkeiten, werden die Feste noch deutlich lebhafter und umfangreicher gefeiert. Davon möchten sich Josh (Will Poulter), Mark (William Jackson Harper) und das Pärchen Christian (Jack Reynor) und Dani (Florence Pugh) selbst überzeugen und reisen auf Einladung ihres Freundes Pelle (Vilhelm Blomgren) nach Schweden, in die Heimat des zuletzt genannten. Doch die Reise, die für Dani eh schon schlechte Omen im Vorherein abwarf, beginnt mit einem kleinen Drogentrip fast aller Beteiligten. Kurz darauf erreichen sie ihren Zielort, wo sie fröhlich von den Einheimischen empfangen und gleich herzlich in die Bräuche eingeführt werden.
Doch plötzlich, kaum merklich, scheint die Truppe immer kleiner zu werden. Stück für Stück werden es immer weniger und das ist nicht das einzige Problem. Die Riten der Bewohner sind doch sehr grenzwertig und drehen sich viel um Leben und Tot. Wie weit werden die jungen Erwachsenen gehen und wann wird das alles zu viel für sie?

Wenn schon die einleitenden Worte schwerfallen und sie stock und steif ausgearbeitet wirken, kann man sich sicher sein, hier gibt es viel anzusprechen und zu diskutieren und gleichzeitig kann es sich nur um einen Mittelmäßigen bis maximal guten Film handeln. Genau so ist es bei diesem Film und dieser Kritik ergangen.
Schon während des Films weiß man nie so richtig, was man eigentlich von dem Werk halten soll. Schnell ist jedoch erkennbar, dass er, wenn auch Handlungstechnisch unterschiedlich, vom Stil her sehr dem vorherigen Werk Ari Asters, HEREDITARY – DAS VERMÄCHTNIS, gleicht.
Es gibt eine recht lange Einführungsszene, die einzig und allein dafür da ist, eine Informationsvoraussetzung für die Hauptfigur zu schaffen, die jedoch weitestgehend unrelevant sind. Die Szene baut ein wenig Mystik auf und lenkt die Erwartungen in eine falsche Richtung, wenn auch nur für einen kurzen Moment, hat aber nichts mit dem restlichen Film zu tun.
Dennoch strotzt die Szene schon voller Stilmittel: Effekte, gut gesetzte Bildschnitte, interessante Kameraeinstellungen sowie ein starker musikalischer Einsatz sorgen von Beginn an für einen regen Spannungsaufbau, der dennoch recht langsam und kontinuierlich stattfindet. Somit ist dies der beste Part des gesamten Films, leider.
Nach der ziemlich aufreibenden Anfangsgeschichte geht es eher etwas ruhiger weiter und während die einzelnen Protagonisten vorgestellt werden, erreicht die Geschichte einen Punkt, der eher von einem angenehmen, nicht übertriebenen Humor sowie guten Dialogszenen geprägt ist.
Während zeitlich die ersten Horrorfilme jetzt schon auf die Zielgeraden einbiegen würden, startet bei MIDSOMMAR gerade einmal die Haupthandlung, die zugegebener Maßen immer – und ich hasse mich dafür solch eine undeutsche Fehlbildung von Wort nutzen zu müssen – creepier zu werden scheint.
Gleichzeitig wird auch begonnen immer wieder in den Sprachen zu switchen und die schwedische Sprache in die Unterhaltungen mit einzubauen.
Lange Zeit ist rätselhaft, was hier eigentlich für eine Geschichte erzählt werden soll, trotz das eigentlich von Anfang an klar ist, was die tatsächliche Handlung sein wird. Ein wenig Kultismus und Sektenverhalten wird immer wieder angedeutet und mit der Zeit müssen die Einheimischen einfach mit einem Vollknall beschrieben werden. Dennoch bleibt der Punkt bestehen, dass die Dialoge hervorragend, etwas mystisch und dennoch spannend eingebaut sind.
Im zweiten Teil des Films, in dem es um die Riten rund um die Mittsommerfeierlichkeiten geht, steigt dann der Horror-Anteil drastisch an, auch wenn dieser eher aus recht heftig blutigen, ekligen und gewalttätigen Parts besteht.
Vor allem durch die enorme Belichtung der Bilder, die natürlich die wetterhaften Gegebenheiten charakterisieren soll, wird nicht der typische Eindruck der genrespezifischen Eigenschaften erweckt.
Die Spannungskurve gleicht hier eher einer Spannungswelle, da nach einem kleinen Aufreger und Höhepunkt immer prompt wieder ein Tief folgt, dass sich jedoch sogleich wieder zu einem neuen Höhepunkt aufbaut.
Zum Ende hin werden jegliche Grenzen, die ein filmisches Werk für üblich besitzt, aufgeweicht und weit übersprungen. Jegliche Vorstellung von gewalttätigen Taten, Brutalität, Schamlosigkeit und Spiritualität werden hier torpediert, weshalb eine FSK, die zum Zeitpunkt der Kritikverfassung noch nicht bekannt ist, von 18 Jahren zwingend notwendig ist.
Absolut überflüssig ist das später im Film fast dauerhaft genutzte Stilmittel eines verschwommenen, wabernden Bildes, welches eigentlich nur den Sinn der abnormalen Wahrnehmung nach entsprechendem Drogenkonsum der Protagonisten verkörpern kann.

Die Hoffnungen waren sehr groß in dieses Psycho-Drama, denn Horror und Thriller treffen die Beschreibung bei weitem nicht so recht, die Enttäuschung folgte darauf jedoch prompt. Eine wirkliche starke Einführungsszene liefert das Gefühl von einem wirklich herausragenden Meisterwerk und wird dann einfach sinnlos weggeworfen und missachtet. Somit ist aus den überragenden Erwartungen eher eine Enttäuschung geworden und der Film reiht sich (handlungstechnisch etwas abgetrennt von der Masse) in den großen Pool von mittelmäßigen Produktionen ein.

Humor: 1/10Action: 3/10Erotik: 2/10
Niveau: 4/10Gefühl: 2/10Musik: 3/10
Spannung: 5/10Gewalt: 7/10Idee: 5/10

Gesamtbewertung: 5/10

Viel Spaß im Kino!

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