Filmkritik: Royal Corgi – Der Liebling der Queen (Kinostart: 02.05.19)
Gesehen: 2D, synchronisiert, deutsch, Kino
In Zeiten,
in denen fast schon tägliche neue Filme veröffentlicht werden, gewinnen vor
allem die Filmverleihe immer mehr an Bedeutung. Personen, die sich nur privat
gern mal berieseln lassen oder die sich nicht regelmäßig mit dem Thema Kino
oder Streaming beschäftigen, ist nur selten bewusst, welch große Maschinerie
von ineinandergreifenden Zahnrädern hinter jeder Produktion steht. Im Bereich
der Animationsfilme zählen zu den bekanntesten wohl die Disney-, Pixar- und
mittlerweile auch Illumination-Studios. Allein im aktuellen Programm (Stand
Ende April 2019) befinden sich in den meisten Kinos fünf bis sieben animierte
Filme, wovon jeder auch entsprechenden Erfolg aufweisen kann. Doch auch die
kleinen Studios gewinnen immer mehr an Bedeutung. Diese suchen sich häufig
Drehbücher aus, die nicht ganz so massenkompatibel wirken, sich jedoch häufig
durch gute Handwerkskunst und viel Liebe zum Detail auszeichnen. „nWave
Pictures“ hat sich in den vergangenen 25 Jahren zum produktivsten
Animationsstudio außerhalb der USA entwickelt. Mit Sitz in Belgien wurden
bereits Filme wie „Fly Me To The Moon“ und „Bigfoot Junior“ sowie „Sammys
Abenteuer – Die Suche nach der geheimen Passage“ realisiert und erzielten
weltweit fantastische Besucherzahlen. Ben Strassen ist einer der Mitbegründer
dieses Studios und hat sich mittlerweile selbst in den Analen der Entwicklung
des Kinos durch die erste Produktion eines 3D-IMAX-Films verewigt sowie der
Mitwirkung an mehr als der Hälfte aller entstandenen 3D-IMAX Filme in den
Jahren 1998 bis 2004. Somit kann die neue Produktion des Visionärs Strassens „Royal
Corgi – Der Liebling der Queen“ mit Spannung erwartet werden.
Bereits mit dem ersten „Handy aus“-Trailer begeistert das Animationsstudio die
Zuschauer, durch einen wirklich gelungenen Imitationsauftritt des amerikanischen
Präsidenten Donald Trumps.
Die britische Queen ist eine begeisterte Hundezüchterin. Spezialisiert hat sie
sich auf Corgis, kleine Dackelähnliche Hunde, die in der Statur etwas größer
gebaut sind und keine Schlappohren aufweisen.
Rex gelangt bereits als kleiner Welpe in den royalen Palast und schmeichelt sich
sofort in das Herz der betagten Monarchin. Trotz vieler Streiche nimmt Rex in
kürzester Zeit die Stellung des Lieblingshundes der Queen ein und verdrängt vor
allem Charlie damit auf den zweiten Platz. Alle Anwohner des Palastes müssen
somit lernen mit den Ungezogenheiten des jungen „Top Dog“ auszukommen.
Als jedoch der US-Präsident Donald Trump mit Gattin und Hündin zu einem Staatsbesuch
im Buckingham Palace antritt, soll sich das sorglose Leben für den kleinen Rex
schlagartig ändern. Die hochnäsige und aufgetakelte Mitzy macht ihm ihre
Aufwartung und fordert eine „Hundehochzeit“. Rex, den der fragwürdige Charakter
sofort abstößt, muss sich etwas einfallen lassen, um dies zu verhindern. Als er
bei einer wilden Verfolgungsjagd dann eher ausversehen dem US-Präsidenten in
den Schritt beißt, gibt es seiner Auffassung nach keine andere Wahl als die Flucht
aus dem Königshaus anzutreten. Doch wird er auf den Straßen Londons überhaupt
überleben?
Angeheizt durch eine unterhaltsam humoristische Einführung in den Film, die mit
allem Aufwartet, was man sich nach den süßen Trailern erhofft hat, lassen es
die Produzenten erst einmal etwas ruhiger angehen und haben den Fokus eher auf
die Entwicklung der Story gelegt. In den ersten Szenen kommt der Eindruck auf,
dass es sich hier um einen Stummfilm handelt, da Musik und Soundeffekte
deutlich im Vordergrund standen. Ein wenig enttäuscht wird man dann, als
plötzlich doch die ersten Worte gesprochen werden. Leider hat dieser Moment den
gesamten Film zum kippen gebracht. Die anfänglich recht begeisternde Stimmung
schlägt mit diesem Moment in einen eher langweiligen Erzählfilm um, welcher
keinen Fokus auf anspruchsvolle Witze legt.
Schnell merkt der Zuschauer auch, dass der Film von keinem der ganz großen
Animationsstudios produziert wurde, da sowohl Erzählweise als auch
Animationstechnik ein wenig anders sind. Dennoch kann diese Produktion es rein
visuell mit den großen Namen der Branche problemlos aufnehmen.
Während immer wieder auf verschiedene Hunde- und Landesspezifische Klischees
angesprochen wird, werden gleichzeitig auch tolle Eindrücke der britischen
Hauptstadt durch kulturelle Sehenswürdigkeiten vermittelt. Vielmals werden
Parallelen zu anderen Filmen gezogen, darunter „Fight Club“, „Rocky“ und wohl
auch „Garfield“ und „Paddington“. Diese sind jedoch in den meisten Fällen bewusst
gewählt und dienen der Auflockerung der sich zuspitzenden und ernster werdenden
Handlung.
Leider wird nicht so ganz klar, an wen sich diese Produktion richtet.
Größtenteils handelt es sich eindeutig um einen Kinderfilm, der ein spannendes
Abenteuer erzählen soll, doch immer wieder vermittelt der Film auch den Eindruck,
dass Erwachsene das Zielpublikum darstellen sollen, da gewisse Szenen von
Kindern einfach noch nicht so erfasst werden können, wie es sich die Produzenten
vorstellen. Diese Unstimmigkeit führt dazu, dass das Potenzial weder als
Kinder- noch als Erwachsenenfilm voll ausgereizt wird.
Zwar kann dieses Werk nicht mit einer Starbesetzung glänzen, dennoch haben die
engagierten Synchronsprecher ihre Arbeit hervorragend gemacht und jeder Figur
den entsprechend passenden Klang verliehen.
Alles zusammengenommen, bleibt ein eher mittelmäßiger Film, der immer wieder
mit tollen Momenten aufblitzt, dieses jedoch durch eine eher langweilige und
erzwungene Handlung wieder vernichtet. Das Potenzial des Films ist hoch und ich
persönlich hätte gern mehr von den persönlichen und politischen
Spitzfindigkeiten der obersten Gesellschaft gesehen, leider wird dieser Wunsch jedoch
nicht erfüllt.
Humor: 3/10 | Action: 1/10 | Erotik: 0/10 |
Niveau: 4/10 | Gefühl: 3/10 | Musik: 4/10 |
Spannung: 1/10 | Gewalt: 1/10 | Idee: 6/10 |
Gesamtbewertung: 4/10
Viel Spaß im Kino!