Filmkritik: Back to Maracanã (Kinostart: 18.07.19)

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Gesehen; 2D, OmU, Kino

Der junge Filmverleih „jip film & verleih“ ist noch nicht einmal zwei Jahre alt und wurde in Deutschland gegründet. Dennoch ist dieser Film vor allem ein israelisches Produkt, geleitet und produziert von Jorge Gurvich. Der Argentinier versucht darin seine Geschichte, ausgeschmückt mit vielen neuen Elementen, zu erzählen und die großen Themen des Lebens darin zu vereinen. Zwar stammt Gurvich aus Argentinien, doch um die Aktualität zu gewährleisten und anlässlich der doch sehr passenden Ereignisse bei der Weltmeisterschaft 2014, wurde statt der argentinischen, die brasilianische Nationalmannschaft in den Fokus der Handlung gesetzt. Über seine Nationalelf sagte er einmal zu seinen Söhnen:

Wenn ich tot bin, kommt bitte nicht einfach nur an mein Grab, um mir von eurem Leben und euren Familien zu erzählen, kommt an mein Grab und erzählt mir bei jeder einzelnen Weltmeisterschaft wie Argentinien abgeschnitten hat…

An seine Seite holte er sich zwei Schauspieler, die die Lebenseinstellung und das Temperament beider Nationen, die im Film eine wesentliche Rolle spielen, kennen. Isra Asaf Goldstien ist in Israel geboren und später nach London gezogen, wo er auch seine Schauspielkarriere begann und nach „Love Birds“ nun seinen zweiten Spielfilm drehte. Antônio Petrin kommt aus Brasilien und hat das heimische Samba im Blut und mit in den Film einfließen lassen.

Der aus Brasilien nach Israel ausgewanderte Koch Roberto (Isra Asaf Goldstien) ist recht erfolg- und ziellos in seinem Geschäft. Da hilft es nicht, dass nicht mal sein eigener Vater an ihn glaubt, seine Frau ihn verlassen hat und sein Sohn ihn größtenteils meidet. Doch eins verbindet Roberto mit seinem Vater Samuel (Antônio Petrin): die Leidenschaft für den Fußball und die Begeisterung für die brasilianische Nationalmannschaft. Zum Glück steht im Jahre 2014 gerade eine Weltmeisterschaft vor der Tür und dann auch noch in Brasilien. Das können die Beiden sich natürlich nicht entgehen lassen. Was Roberto jedoch nicht weiß, dass Vater Samuel an einem schweren Herzleiden erkrankt ist. Von dessen letztem Geld reisen die beiden mit dem, an Fußball völlig desinteressierten Sohn Itay (Rom Barnea) nach Brasilien, denn Samuels größter Wunsch ist es vor seinem Tod noch einmal sein Team spielen und gewinnen zu sehen. Doch werden sie es überhaupt schaffen an Karten zu kommen?

Solange ein Ball da ist, wird gespielt.

An sich gibt es nicht viel über diesen Film zu berichten. Es ist ein recht schlechter, durchschnittlicher Film ohne besonders großen technischen Aufwand. Er lebt nicht von den Bildern und der Musik und verzichtet auf jeglichen Schnick Schnack, sondern legt den Wert vollkommen auf die erzählte Geschichte und versucht in den Zuschauern Erinnerungen zu wecken. Dies gelingt auch recht gut. Gespickt mit ein wenig Alltagshumor und brasilianischen Rhythmen, wird eine ruhige Familiengeschichte erzählt, die sich immer wieder mit dem Thema Fußball identifiziert.
Viele Sequenzen erinnern an den sehr guten Film „Kiss the Cook“ und die vielen schmackhaften Gerichte, die vom Protagonisten zubereitet werden, lassen das Hungergefühl deutlich steigen.
Die doch sehr unterschiedlichen Figuren, deren Charaktereigenschaften sich in ihrer Vergangenheit erklären, durchleben eine recht interessante Entwicklung mit der letztlichen Erkenntnis, dass Fußball nicht alles im Leben ist und Familie das absolut Wichtigste. Insbesondere die Zwiespältigkeit Samuels wurde bestens herauskristallisiert.
Leider jedoch fehlt trotz der eigentlich recht schönen und harmonischen Geschichte ein gewisser Spannungsbogen. Durch die gesamte Produktion zieht sich eine sehr ruhige und entspannte Stimmung. Erst zum Ende hin nimmt das Drama ein wenig seinen lauf und wird recht emotional.
Freunde des Fußballs und schön erzählter Geschichten, zu denen auch ich zähle, werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Jegliche Erwartungen sollten jedoch klein gehalten werden.

Humor: 3/10Action: 0/10Erotik: 0/10
Niveau: 5/10Gefühl: 6/10Musik: 4/10
Spannung: 1/10Gewalt: 0/10Idee: 7/10

Gesamtbewertung: 6/10

Viel Spaß im Kino!

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