Filmkritik: I Am Mother (Kinostart: 22.08.19)

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Gesehen: 2D, synchronisiert, deutsch, Kino

Das Science-Fiction Abenteuer von Grant Sputore, welches bereits im Januar dieses Jahrs seine Premiere beim Sundance Film Festival feierte, ist geprägt durch viele noch recht unbekannte Neulinge sowohl vor als auch hinter der Kamera. Doch auch zwei sehr große Namen haben es in den Cast geschafft. Neben Clara Rugaard in der Hauptrolle sowie Luke Hawker ist Hilary Swank der große Star der Leinwand und Rose Byrne zumindest akustisch in der Hauptrolle zu finden.
Mrs. Swank hat eine sehr durchwachsene Karriere hinter sich. Viele unglücklich langweilige amerikanische Komödien und Tragödien zeichnen ihren Weg, doch mit „Million Dollar Baby“, „P.S. Ich liebe Dich“ und „The Core – Der Innere Kern“ hat sie sich auch mehrfach schon in absoluten Paraderollen zeigen können. Vor allem „Million Dollar Baby“ von und mit Clint Eastwood hat ihrer Karriere noch einmal einen ordentlichen Schub verliehen.
Recht ähnlich schaut es bei Rose Byrne aus, die zwar die Tragödien etwas ausgelassen hat, sich dafür jedoch in vielen zweitklassigen Horror-Produktionen wiederfindet. Doch auch in ihrer Vita finden sich einige Namenhafte Filme wie „Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger“, „Knowing – Die Zukunft endet jetzt“ sowie zuletzt „Juliet, Naked“ und „Plötzlich Familie“. Bereits mit 15 Jahren bekam sie ihre erste Rolle für die Komödie „Dallas Doll“.
Während der Film in den meisten Ländern bereits seit Juni auf Netflix zu sehen ist und keinen direkten Kinostart erhielt, schaffte er in Deutschland und Österreich den Direktsprung auf die große Leinwand und wird erst deutlich später in der Mediathek des Streamingriesen zu finden sein.

Merkwürdig, dass du so lange überlebt hast. Als ob jemand eine Aufgabe für dich gehabt hätte. Bis zu diesem Moment.

Mutter zu Hilary Swank in „I Am Mother“

Die Menschheit ist am Ende und hat sich mittlerweile vollkommen ausgelöscht. Doch zur Sicherheit, um das Überleben der eigenen Spezies zu sichern, haben diese zu Lebzeiten eine sichere Basis gebaut, in der mehr als 60.000 Embryonen lagern. Mit dem Aussterben des letzten Menschens wird dieser Sicherheitsmechanismus in Gang gesetzt und ein Roboter beginnt einen der Embryonen in einen Inkubator zu legen und nach der „Geburt“ 24 Stunden später das Kind großzuziehen, mit der Aufgabe, der jungen Dame alles lebenswichtige und kulturelle zu vermitteln, damit diese später dann selbst weitere Kinder großziehen kann. Dabei muss der Roboter einen echten Menschen imitieren können, um dem Mädchen jegliche menschlichen Züge korrekt vermitteln zu können. Doch das Leben als einzig lebendiger Mensch ist für einen Teenager hart und dazu kommt die große Neugier. Eines Tages muss sie feststellen, dass vor der Tür der Sicherheitsbasis Aktivitäten in Gang sind, um nur kurze Zeit später zu erkennen, dass noch ein weiterer Mensch am Leben ist. Dies ist eine unfassbare Sensation, doch wie soll sie mit ihr umgehen? Ist sie wirklich ein Mensch, wo doch eigentlich alle ausgestorben sein sollen? Ist sie vielleicht sogar bösartig?

Mit gerade einmal drei Protagonisten überhaupt haben sich die Produzenten ein hartes Stück Arbeit vorgenommen gehabt, denn mit so wenig Schauspielern, spart man zwar eine Menge Geld, muss jedoch auch eine hervorragende Story liefern, um den Zuschauer nicht zu langweilen. In „Passengers“ wurde dies vor kurzem recht erfolgreich geschafft. Leider jedoch hangelt sich dieser Film zu sehr an verschiedenen früheren Beispielen entlang. „Passengers“ ist einer davon, ein weiterer wäre „Ex Machina“. Ein leichter Hauch „Terminator“ und „I Robot“ findet auch noch Platz und schon hat man eine scheinbar neue Story, die jedoch keines Wegs mit irgendwelchen Besonderheiten überrascht. Die Grundidee des Films ist eine wirklich spannende und hätte es die genannten Vorgänger nicht gegeben, so hätte man den Inhalt vielleicht sogar als revolutionär bezeichnen können, doch so ist es nur wieder ein Film, der sich den Erfolg anderer Produktion zu Nutze macht. Einzig außergewöhnlich lobenswert ist die Zeit in der der Roboter das menschliche Kind großzieht. Mit etwas Einfallsreichtum wurden recht viele interessante Momente des Erwachsenwerdens festgehalten und ein spannender Entwicklungsprozess sowohl der jungen Frau als auch der Maschine mit künstlicher Intelligenz kreiert. Der Alterungsprozess der im Film sogenannten „Mutter“, also des Roboters, ist genauso zu sehen, wie auch der beidseitige Lernprozess.
Selbstverständlich halten sich die Höhepunkte bei einer solch schlichten Produktion in Grenzen, zumal es eigentlich nur zwei große Schauplätze gibt, an denen alles stattfindet, wobei der erste Schauplatzwechsel erst nach knappen 90 Minuten stattfindet. Die große Gefahr dabei, der die Produzenten entgegenwirken mussten, ist, dass Zuschauer mangels vieler Geschehnisse schnell langweilen könnten. Somit musste die Spannung immer auf gewisse Weise hochgehalten werden, was durchaus recht erfolgreich geschafft wurde. Insbesondere die Frage, ob die Mutter tatsächlich ein gutartiger Roboter ist oder doch eine gewisse Bosheit dahintersteckt.
Leider wird zum Ende hin klar, dass aus der eigentlich innovativ unterhaltsamen Idee doch nur das typische „Schema-F“ herauszulesen ist, da die Motive sowohl des Roboters als auch der Menschen immer die gleichen darstellen und an dieser Stelle ein wenig Ideenlosigkeit sich breit macht.
Dennoch lässt das Ende viel Raum für Interpretation, was eigentlich immer recht spannend ist. Es macht Spaß sich darüber zu unterhalten, was die letzten Sätze genau bedeuten, wie verzwickt und verzweigt die Handlung dadurch dann doch noch wird und wie sich die Bedeutung auf den gesamten Film auswirkt. Zwar lassen solche Mittel einen Film häufig gänzlich in einem neuen Licht dastehen, doch besteht immer das Problem, dass die vorangegangene Zeit trotzdem zum Teil mangelhaft war und damit einen sehr bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Die Frage, die sich da immer wieder stellt: Reicht es einen Film in den letzten 10 Minuten grundlegend zu verändern, während davor eher ein durchschnittliches Werk auf der Leinwand erstrahlte, oder hätte man doch mehr Wert auf die Gesamtstory legen sollen und auf das Aufpeppen des Endes verzichten müssen?
Stilistisch wurde auf viele altbekannte Mittel zurückgegriffen. Zum einen wird viel mit Licht und Schatten gespielt und ein großer Teil der Handlung spielt in eher düsteren Szenen. Leider wurde auch wieder am absoluten Spannungshöhepunkt flackerndes Licht genutzt, um den Zuschauer noch mehr zu beeinflussen. Ich persönlich finde dieses Mittel jedoch absolut nervig und unnötig und es wirkt immer wieder wie eine verzweifelte Aktion der Regie, um gemachte Regiefehler auszumerzen oder Kosten einzusparen.
Die Spannung ist recht hoch im Film sowie auch an wenigen Stellen das Schmerzempfinden, welches dem Zuschauer durch bestehende Empathie zugespielt wird. Es gibt zwar keine wirklich brutalen Szenen, doch ist wieder einmal fraglich, ob die FSK mit der Freigabe ab 12 Jahren die richtige Entscheidung getroffen hat (wohlgemerkt können Kinder ab 6 Jahren in Begleitung diesen Film dann schauen). Vielleicht wäre doch eher eine strikte FSK 12 Regelung oder gar eine FSK 16 Regelung angebracht gewesen.

Zusammenfassend ist es recht schwer diesen Film tatsächlich zu bewerten, da er wirklich gut gelungen ist und die Schauspieler, insbesondere die junge Clara Rugaard, hervorragende Arbeit geleistet haben. Leider jedoch ist er mehreren vergangenen Produktionen einfach zu ähnlich und verliert dadurch deutlich an Spannung und das Überraschungsmoment. Wäre es der erste Film seiner Art, hätte ich ihm wohl eine 9/10 geben können, vielleicht sogar eine 10/10. So jedoch bleibt es bei den untenstehenden Bewertungspunkten.

Humor: 1/10Action: 4/10Erotik: 1/10
Niveau: 9/10Gefühl: 5/10Musik: 4/10
Spannung: 7/10Gewalt: 1/10Idee: 10/10

Gesamtbewertung: 6/10

Viel Spaß im Kino!

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