Filmkritik: Spider-Man: Far From Home (Kinostart: 04.07.19)
Gesehen: 2D, synchronisiert, deutsch, Kino
Unzählige Male hat ein Spider-Man bereits New York und
einige Male auch schon die Welt gerettet. Als Abschlussfilm der großen dritten
Phase des Marvel Cinematic Universe liegt eine große Last auf den Schultern des
Produzenten Jon Watts, denn er beendet nicht nur die Reihe von zweiundzwanzig
außergewöhnlichen Heldenfilmen, sondern bereitet auch die Grundlage für die
neue Phase vor, auf die bereits die ganze Welt gespannt wartet und die vor
kurzem bekannt gegeben wurde mit ersten Startdaten und Filmtiteln.
Doch Spider-Man existiert nicht nur im MCU. Insgesamt gibt es bereits 15 Filme
und Serien-Filme mit dem freundlichen Spidey aus der Nachbarschaft, wovon
gerade einmal fünf im MCU angesiedelt sind (drei davon handeln nicht
ausschließlich von dieser Figur).
1977 gab es die erste Verfilmung unter dem Titel „Spider-Man – Der Spinnenmensch“.
Es folgten „Spider-Man schlägt zurück“, „Spider-Man“ und 1981 dann „Spider-Man
gegen den gelben Drachen“. Nachdem dann über zwanzig Jahre keine weiteren Geschichten
des Nachbarschaftshelden produziert wurden, folgte 2002 die Neuauflage mit
Tobey Maguire, produziert von Samuel Marshall Raimi, bestehend aus den drei Filmen
(mit sehr einfallsreichen Titeln) „Spider-Man“, „Spider-Man 2“ und „Spider-Man
3“. Kurz darauf übernahm Andrew Garfield die Hauptrolle für „The Amazing
Spider-Man“ und „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“. Für das MCU trat
nun der sehr junge Tom Holland in die großen Fußstapfen, der von den Fans mit
großer Begeisterung aufgenommen wurde. Zu guter Letzt folgte noch im
vergangenen Jahr der äußerst erfolgreiche Animations-Film „Spider-Man: A New
Universe“.
Auch dieses Mal fährt die Produktion wieder große Geschütze auf, was die
Besetzung der Rollen angeht. Neben dem bereits erwähnten Tom Holland sind auch
Jake Gyllenhaal, Zendaya, Samuel L. Jackson, Cobie Smulders und Jon Favreau auf
der Leinwand zu sehen. Auch ein alter Bekannter begeistert die Zuschauermassen
wieder und hinterlässt große Hoffnungen für den nächsten Teil.
Diesmal verschlägt es den Schüler Peter Parker (Tom Holland) mit seiner Klasse
nach Europa, wo sie unter der Leitung von Mr. Harrington (Martin Starr) und Mr.
Dell (J.B. Smoove) die großen Sehenswürdigkeiten Italiens, Frankreichs sowie
ungeplant auch Tschechiens, Englands und Österreichs kennen lernen sollen. In
seinem Urlaub möchte Peter einmal nicht die freundliche Spinne aus der
Nachbarschaft sein, sondern einfach mal die Ferien genießen. Doch wie so
häufig, wird daraus nichts. Nur gut, dass Tante May (Marisa Tomei) daran
gedacht hat den Anzug einzupacken. In Italien trifft Peter auf ein riesiges
Wassermonster und in Prag auf das Pendant aus Feuer. Zum Glück taucht der mysteriöse
Mysterio (Jake Gyllenhaal) auf und hilft bei der Rettung des Planeten, bis dann
eine noch viel größere Gefahr auf diesen lauert. Werden die Beiden es schaffen
auch diese Krise zu meistern und wird Peter endlich einen Schritt auf M.J. (Zendaya)
zugehen können?
Da der große MCU-Abschluss bereit mit „Avengers: Endgame“ eingeläutet wurde, lastete
nun auf dem tatsächlichen finalen Film der dritten Phase nicht mehr die extrem schwere
Erfolgslast. Es ist deutlich zu spüren, dass die Produzenten sich dennoch viel
Mühe gegeben haben eine unterhaltsame, kreative, faszinierende und spannende
Story zu gestalten. Das war gar nicht so einfach, nachdem ein Weltall Terrorist
fast mit Leichtigkeit die halbe Erdenbevölkerung ausgelöscht hat. Doch
geschickt wurde es geschafft aus einer allumfassenden Bedrohung eine mehr oder
weniger lokale zu basteln und damit die Erwartungshaltung auch auf zukünftige
Produktionen zu senken, ohne dabei einen schlechten Film zu produzieren.
Geschickt wird die Handlung des vorherigen MCU Films durch ein In-Memoriam
Video aufgegriffen und dramatisch humorvoll mit Musik unterlegt.
Generell zieht sich durch die gesamte Laufzeit ein glückliches Händchen voller
sorgfältig ausgewählter Musiktitel, die die entsprechende Stimmung zu jedem
Zeitpunkt fabelhaft lenkt, manchmal jedoch schon ein klein wenig zu früh
einsetzt und damit ein wenig die Spannung aus der Szene nimmt. Eine Sache macht
dieses Werkt bereits jetzt zu einem der Lieblingsproduktionen dieses Helden-Universums,
nämlich die Heimatnähe. Schauplätze rund um Deutschland und angedeutet auch in
der BRD, sorgen für ein angenehm lokalpatriotisches Gefühl.
Ohne zu viel verraten zu wollen, muss dennoch die außergewöhnlich starke
Illusionstechnik gelobt werden, die sowohl eine Verwirrung der Filmhelden erreicht
als auch die Gedanken der Zuschauer steuert, wie auch immer es die Produzenten
wollen. Gleichzeitig werden endlich mal wieder die Surround-Boxen der Kinos
etwas gefordert, die zuletzt häufig etwas zu kurz gekommen sind. Zu Beginn noch
mit einem sehr unangenehmen Stereo-Sound einläutend, dauert es einige Zeit, bis
dieses fabelhafte Sound-Design in die Handlung eingebunden wird. Überfüllt von
Klischees verschiedenster Herkunft wird immer wieder ein sympathisches Maß
Humor in die Handlung gestreut, womit sich der Film von den anderen MCU-Produktionen,
aber vor allem auch den anderen Spider-Man Filmen deutlich unterscheidet, in
denen jegliche Art von Humor häufig sehr erzwungen wirkte.
Natürlich gibt es auch ein paar wenige Aspekte, die nicht ganz so gut sind. Die
Sympathie zwischen der neu eingeführten Figur und Spider-Man ist viel zu
schnell deutlich zu stark. Auch handelt es sich natürlich um eine für Teenies gedrehte
Produktion, die wohl die hart gesottenen Männer nicht so sehr vom Hocker
schmeißen wird.
Doch völlige Perfektion wäre auch zu viel des Guten. So wie der Film ist, hat
er ausreichend Charme erzeugt, um auf die neue Phase des MCU einzustimmen und
insbesondere Tom Holland und Zendaya, die wirklich fabelhaft harmonieren, haben
hiermit ein Bewerbungsschreiben an die vielen anderen großen internationalen
Produktionen versandt und sich alle Türen geöffnet.
Es lohnt sich also absolut wieder einmal das nächstgelegene Kino aufzusuchen.
Dies jedoch nur für die, die mit dem MCU vertraut sind, da es viele
Anspielungen auf vorherige Teile gibt.
Zum Schluss folgen auch wieder zwei Abspannszenen, wovon die eine endlich einen
alten Bekannten ins MCU holt, der im Spider-Man Universum absolut nicht fehlen
darf.
Humor: 7/10 | Action: 7/10 | Erotik: 0/10 |
Niveau: 3/10 | Gefühl: 2/10 | Musik: 8/10 |
Spannung: 3/10 | Gewalt: 3/10 | Idee: 8/10 |
Gesamtbewertung: 8/10
Viel Spaß im Kino!