Filmkritik: Pferde stehlen (Kinostart: 21.11.2019)

Ein Film von Hans Petter Moland

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Filmkritik: Pferde stehlen (Kinostart: 21.11.2019): 1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars 3,00 von 5 Punkten, basieren auf 1 abgegebenen Stimmen.

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Originaltitel: Utog stjæle hester
Gesehen: 2D, OmU, norwegisch, Kino

Basierend auf dem gleichnamigen Buch von Per Petterson, hat Regisseur Hans Petter Moland das Projekt PFERDE STEHLEN bereits zwei Mal auf dem Tisch gehabt. Beim ersten Mal, im Jahr 2004, war ihm das Thema noch zu schmerzhaft, um es zu verfilmen. Jahrelang auf der Flucht vor Einsamkeit hat Petterson nun aufgehört vor der Vergangenheit wegzulaufen und angefangen sich dieser zu stellen. Nach der entsprechenden Erkenntnis kam dann das Thema der Verfilmung des wohl erfolgreichsten Buchs aus Norwegen erneut auf. Diesmal aus anderer Perspektive betrachtend, nahm sich Moland der Herausforderung an, das Leben der Protagonistenfigur Trond Sander zu verfilmen.

Leiden eines 15-jährigen Jungen

Dabei kommt dieses Werk simpel und schlicht daher, verpackt in einer komplexen Geschichte, die aus mehreren verschiedenen Zeitebenen erzählt wird. In der zuerst gezeigten, tritt Trond Sander (Stellan Skarsgård) im Jahr 1999 als 66-jähriger, ergrauter Mann in Erscheinung, der sich in ein einsames Leben zurückzieht. Mitten in der Idylle lebend, trifft er eines Tages auf seinen Nachbarn, bei dessen Anblick er sich an seine Jugendtage erinnert. Durch einen Zeitschwenk wird recht schnell also eine Reise zum 15-jährigen Ich des Protagonisten angetreten, welches bereits früh im Leben von schrecklichen Ereignissen durchzogen wurde. Nicht nur Tod und Liebe spielten dabei eine wesentliche Rolle.

Es gibt quasi zwei Seiten des Films, die, die der Film offensichtlich vermittelt und die, die er vermitteln will. Während die inhaltliche Intention des Autors tatsächlich sehr spannend und erzählenswert scheint, ist die cineastische Umsetzung eher nicht gelungen. Doch woran liegt das? Möglicherweise an den vielen verwirrenden Momenten in denen nicht so ganz klar ist, in welcher Zeit man sich nun befindet und welche Figur nun zu wem gehört. Die Zeitübergänge finden fast fließend statt und da offenbar nicht nur in den verschiedenen Jahren, sondern auch in verschiedene Wochen hin und her gesprungen wird, ist es leicht den roten Faden in Kürze zu verlieren. Anfangs noch recht gradlinig erzählt, tauchen die Sprünge in der Handlungsentwicklung immer häufiger auf und Verwirren zunehmend.

Eine vom Schicksal geprägte Zeit

Versuchen wir also die Zeitsprünge auszublenden und die Handlung chronologisch zu betrachten, ergibt sich ein völlig neuer Eindruck. Plötzlich wird erkenntlich, welche Unannehmlichkeiten der junge Protagonist durchleben muss, die vor allem aus Unfällen resultieren und ein Schuldgefühl erzeugen, dass nur bedingt gerechtfertigt ist. Dieses verfolgt ihn dennoch sein ganzes Leben und während er es Jahrelang versucht aufzuarbeiten, gibt es einen Wendepunkt, der dafür sorgt, dass er mit der Vergangenheit abschließen kann.

Kann man das Werk nun als gelungen bezeichnen? Diese Frage ist tatsächlich recht schwer zu beantworten, da vor allem visuell herausragende Arbeit geleistet und auch in Unkenntnis des Buches, schwärmt Regisseur Moland von der ausgiebig lebhaft beschriebenen Naturschönheit, welche sich auch im Film wiederfindet. Ruhige Nahaufnahmen und Zeitlupen zeigen die Sinnlichkeit und Schönheit der ländlichen Umgebung. Man merkt in jedem Moment, dass das Einfangen der famosen Eindrücke, die nur die Natur liefern kann stets im wesentlichen Augenmerk des Regisseurs lagen.

Natur im Zentrum alles Seins

Doch auch die anderen Sinne werden angemessen angesprochen. So werden gelegentlich sehr ruhige Töne zur Untermalung der vielen Naturgeräusche eingesetzt. Sanfte Klavieranschläge sorgen dabei für leichte Dramatik, die sonst jedoch eher auf sich warten lässt. Zudem gibt es einige sehr emotional mitreißende Szenen, die vor allem durch spontane schmerzhafte Ereignisse geprägt sind und den Zuschauer jegliche Leiden mitfühlen lassen.

Teilweise als Roadmovie gestrickt, wird es mit zunehmender Dauer dieser Produktion immer schwerer die Zuschauer bei Laune zu halten und zu begeistern. Die Geschichte verliert sich irgendwann einfach in der eigenen Bewunderung der Natur.

Was bleibt also? Leider weniger die Erinnerung an die vielen hervorragend gefilmten Momente, als doch eher die starke Verwirrung, die dafür sorgt, dass als erste Handlung nach PFERDE STEHLEN der Wunsch besteht erst einmal zu googeln, was nun eigentlich erzählt werden sollte. Mir persönlich fällt es daher eher schwer das Werk weiterzuempfehlen, kann mir jedoch bestens vorstellen, dass es eine breite Masse gibt, die sich leidenschaftlich an den fabelhaften Aufnahmen ergötzt.

Humor: 0/10 Action: 1/10 Erotik: 1/10
Niveau: 7/10 Gefühl: 3/10 Musik: 7/10
Spannung: 2/10 Gewalt: 1/10 Idee: 6/10

 

Gesamtbewertung: 5/10

Viel Spaß im Kino!

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